Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Schwindel: Behandlung hängt von Ursachen ab

Montag, 25. März 2019 – Autor: Anne Volkmann
Schwindel wird von den Betroffenen fast immer als äußerst quälend empfunden. Hält der Schwindel länger an, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die zugrundeliegende Erkrankung zu klären. Denn davon hängen auch die Behandlungsmöglichkeiten ab.
Schwindel

Schwindel kommt in den unterschiedlichsten Ausprägungen vor – Foto: ©danmir12 - stock.adobe.com

Schwindel kann vielfältige Ursachen haben. Auch die Symptome können ausgesprochen unterschiedlich ausfallen. Manche Betroffene haben das Gefühl, als würden sie Karussell fahren. Für andere fühlt es sich so an, als würde der Untergrund oder die Umgebung um sie herum schwanken. In schweren Fällen kann der Schwindel von einer gestörten Funktion der Augenmuskulatur (Nystagmus), einer Fallneigung sowie begleitenden vegetativen Beschwerden wie z.B. Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen begleitet sein. In jedem Fall ist er für die Patienten äußerst belastend und kann in ausgeprägter Form sogar Alltagsaktivitäten unmöglich machen.

Schwindel können verschiedene Erkrankungen zugrunde liegen

Hält der Schwindel länger an, sollte unbedingt ein HNO-Arzt, Internist oder Neurologe aufgesucht werden, um die Grunderkrankung zu diagnostizieren und behandeln zu können. Hinter Schwindelgefühlen können sich neurologische Störungen, Erkrankungen der Ohren, Herz-Kreislauf-Leiden, aber auch psychische Ursachen verbergen. Oft sind Schwindelattacken harmlos, sie können aber auch auf eine schwere Erkrankung hinweisen.

Entsprechend den unterschiedlichen Ursachen und Symptome werden mehrere Formen von Schwindel unterschieden. Sogenannte peripher-vestibuläre Schwindelformen können unter anderem durch Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans im Innenohr (z.B. Menière-Krankheit) oder Entzündungen des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis) ausgelöst werden. Bei zentralen Schwindelformen sind die Kerne der Gleichgewichtsnerven im Hirnstamm, das Gleichgewichtszentrum selbst, verletzt oder das Kleinhirn geschädigt. Ursache sind in erster Linie Durchblutungsstörungen im Gehirn (z.B. durch einen Schlaganfall), Entzündungen (wie Multiple Sklerose), aber auch Tumoren. Auch eine Migräne kann mit Schwindel einhergehen und wird dann vestibuläre Migräne genannt.

Neben einer Funktionsstörung des Gleichgewichtssinns kann auch die Psyche Ursache von Schwindelattacken sein, beispielsweise im Rahmen von Panikattacken oder übermäßigem Stress. Auch bestimmte Medikamente (z.B. Beruhigungs- und Schlafmittel, Antiepileptika, Antidepressiva oder Herz-Kreislauf-Medikamente) können als Nebenwirkung Schwindel auslösen.

Lagerungsschwindel: häufig, aber harmlos

Eine häufige, zwar unangenehme, aber harmlose Form des Schwindels ist der sogenannte Lagerungsschwindel. Er tritt überwiegend bei Lageveränderungen des Kopfes auf – beispielsweise beim Seitwärtsneigen des Kopfes oder beim Umdrehen im Bett. Typisch sind sehr kurze, meist nur für Sekunden bestehende Schwindelanfälle. Dabei scheint es den Betroffenen, als würde sich die gesamte Umgebung um sie drehen.

Ursache des Lagerungsschwindels sind winzige Kalzitsteinchen (Otolithe), die sich von den Sinnesfeldern der im Ohr gelegenen Vorhofsäckchen lösen und dann in die Bogengänge verlagert werden können. Dort reizen sie die Sinneszellen. Diese übermitteln dem Gehirn dann Informationen, die nicht mit der tatsächlichen Körperlage und den aufgenommenen Sehreizen übereinstimmen. Auf diese Weise kommt es schließlich zu dem typischen Drehschwindel. Häufig tritt der Lagerungsschwindel bei älteren Menschen oder nach Kopfverletzungen auf. Er verschwindet nach einigen Wochen oder Monaten von allein, kann aber auch durch ein aktives „Befreiungsmanöver“, bestimmte Bewegungsabläufe, sehr viel schneller behoben werden.

Anhaltender Drehschwindel meist Folge einer Entzündung

Im Gegensatz zu diesem immer nur kurzen Drehschwindel gibt es auch den anhaltenden Drehschwindel. Er kann mit einer heftigen Attacke beginnen und über Stunden oder Tage anhalten. Die Betroffenen haben das Gefühl, alles um sie herum drehe sich. Hinzu können Übelkeit bis zum Erbrechen, Nystagmus sowie einer ausgeprägten Fallneigung kommen. Die Beschwerden bestehen auch in Ruhe und im Liegen, werden aber durch rasche Positionsänderungen und Bewegungen verstärkt.

Ursache für anhaltenden Drehschwindel ist sehr häufig eine Entzündung des Gleichgewichtsnervs. Er tritt überwiegend zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auf. Durch die Entzündung fällt das Gleichgewichtsorgan vorübergehend einseitig aus und die zur Orientierung im Raum erforderlichen Informationen werden nicht mehr an das Gehirn übermittelt. Als Auslöser der „Neuritis vestibularis“ wird eine Virusinfektion vermutet. Normalerweise klingen die Beschwerden nach ein bis zwei Wochen wieder ab.

Schwankschwindel: Folge unterschiedlicher Informationen

Eine weitere Form des Schwindels ist der Schwankschwindel. Er ist gekennzeichnet durch plötzlich einsetzende Unsicherheiten im Stand und beim Gehen in Verbindung mit Fallneigung und Benommenheit. Meist dauern die einzelnen Anfälle nur Sekunden an. Die häufigsten Ursachen dieser Schwindelform sind psychogener Natur. Zum Schwankschwindel gehört aber auch der sogenannte Bewegungsschwindel. Er wird ausgelöst, wenn der Eindruck der Sehnerven mit der Bewegungswahrnehmung nicht übereinstimmen. Typisch dafür sind die See-, Reise- oder Flugkrankheit. Auch in Großleinwandkinos oder Flugsimulatoren kann diese Schwindelform auftreten, weil intensive visuelle Bewegungsreize aufgenommen werden, die dabei zu erwartende Körperbeschleunigung jedoch ausbleibt.

Schwindel kann also die unterschiedlichsten Ursachen haben und in sehr verschiedenen Formen auftreten. Bei der Therapie kommen sowohl Medikamente als auch Physio- oder Psychotherapie zum Einsatz, in sehr seltenen Fällen auch operative Eingriffe. Wie die Behandlung durchgeführt wird und welche Methoden zur Anwendung kommen, hängt von der jeweils zu Grunde liegenden Ursache ab. Meist sind bereits physiotherapeutische Maßnahmen sehr wirksam.

Foto: © danmir12 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Neurologie , Herz-Kreislauf-System

Weitere Nachrichten zum Thema Schwindel

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin