Schwerer Lungenhochdruck erfolgreich mit Nabelschnur-Stammzellen behandelt

Therapie mit Nabelschnur-Stammzellen erstmals erfolgreich bei schwerem Lungenhochdruck – Foto: ©Paul Hakimata - Fotolia
Schwerer Lungenhochdruck, die sogenannte pulmonal arterielle Hypertonie (PAH) ist eine fortschreitende Erkrankung, die zumeist einen tödlichen Verlauf nimmt. Schuld für den Hochdruck sind verengte Lungengefäße, die dazu noch absterben können. Bei schwer geschädigten Lungenzellen können Medikamente nur noch wenig ausrichten.
Mit einem neuen Therapieansatz haben nun Ärzte der Medizinischen Hochschule Hannover einem dreijährigen Mädchen vermutlich das Leben retten können. Das Team um Prof. Georg Hansmann behandelte die kleine Patientin, die an einer schweren Form des Lungenhochdrucks litt, mit Nabelschnur-Stammzellen. Die Behandlung erfolgte im Rahmen eines individuellen Heilversuchs innerhalb eines halben Jahres fünfmal.
Fortschreitende Erkrankung erstmals gestoppt
Laut Medienmitteilung soll es den Ärzten damit weltweit zum ersten Mal gelungen sein, den zumeist tödlichen Krankheitsverlauf bei schwerem Lungenhochdruck zu stoppen. „Die Behandlung führte zu einer deutlichen Verbesserung des Wachstums, der Belastbarkeit und der klinischen Herz-Kreislauf-Variablen und verringerte im Blut die Anzahl der Plasmamarker, die bei Gefäßverengungen und -entzündungen nachgewiesen werden können“, sagt Georg Hansmann, Leiter der Arbeitsgruppe Translationale Kardiopulmonale Biomedizin. „Nach sechs Monaten zeigte sich nicht nur eine deutliche gesundheitliche Verbesserung, sondern es ergaben sich auch keine unerwünschten Nebenwirkungen.“
Regeneration stimuliert
Wie Analysen der Mediziner zeigten, sorgten die verabreichten Stammzellen für eine Regeneration der geschädigten Blutgefäße und unterbanden Entzündungen. „Wir haben Hinweise, dass durch diese HUCMSC-Therapie im Herzen der Behandelten vor allem die energieliefernden Mitochondrien geschützt und in der Lunge vor allem Entzündung gehemmt und Regeneration stimuliert werden konnte“, erläutert Professor Hansmann. HUCMSC steht für „human umbilical cord mesenchymal stem cell“ und bezieht sich auf die Stammzellen der Nabelschnur von Neugeborenen.
Professor Hansmann kam auf den neuen Therapieansatz bei PAH unter anderem durch Vorversuche mit tierischen mesenchymalen Stammzellen - und letztendlich durch die Anfrage der Eltern. Dass die Stammzellbehandlung bei dem kleinen Mädchen nun so erfolgreich verlief, ist einer Kooperation mit vielen Wissenschaftlern zu verdanken, darunter auch der Charité. Schließlich gelang es Kollegen aus der MHH-Frauenklinik mit einer speziellen Technologie die mesenchymalen Stammzellen aus dem Nabelschnurgewebe zu isolieren und anschließend in der Zellkultur zu vermehren, sodass das Mädchen behandelt werden konnte.
Therapie muss wohl regelmäßig wiederholt werden
Die Forschenden nehmen an, dass die Therapie in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muss, um dauerhaft beim chronisch fortschreitenden, oft therapie-resistenten Lungenhochdruck (PAH) erfolgreich zu sein. „Weitere Studien sind erforderlich, um den Nutzen dieser neuen Stammzelltherapie zu bestätigen und zu erforschen“, betont Professor Hansmann.
Die Studienergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts „Nature Cardiovascular Research“ erschienen.