Schädel-Hirn-Trauma: Schnelle Operation kann Leben retten

Fällt ein Unfallopfer ins Koma, sollte möglichst schnell ein CT durchgeführt werden – Foto: Kzenon - Fotolia
Das Schädel-Hirn-Trauma ist eine der häufigsten Todesursachen bis zum frühen Erwachsenenalter. In Deutschland erleiden jedes Jahr etwa 250.000 Menschen eine solche schwere Hirnverletzung. Fast 3000 von ihnen überleben das Trauma nicht. Dabei könnten viele von ihnen gerettet werden, wenn sie rechtzeitig eine Klinik erreichen würden, in der ein Gerät zur Computertomographie (CT) zur Verfügung steht und wo Neurochirurgen eine Notoperation durchführen können. Darauf haben Experten auf der 68. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) aufmerksam gemacht.
Kompression des Hirnstamms führt zum Koma
Wie es nach einem Unfall zur Bewusstlosigkeit kommt, war lange Zeit unklar. Früher nahm die Forschung an, dass durch den Aufprall Nervenfasern zerreißen, die vom Hirnstamm zur Hirnrinde verlaufen. Die Kernspintomographie, die krankhafte Veränderungen im Gewebe darstellt, hat jedoch zu neuen Erkenntnissen geführt. Demnach löst eine Kompression oder Verletzung des Hirnstamms das Koma aus.
Die neue Erkenntnisse seien für die Behandlung des Schädel-Hirn-Traumas von großer Bedeutung, betont Professor Raimund Firsching, Kongresspräsident und Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Magdeburg. „Wir achten heute mehr darauf, ob es im Bereich des Hirnstammes zu Einengungen kommt“, so der Experte. „In diesem Fall entscheiden wir uns frühzeitig für eine Operation, um den Hirnstamm zu entlasten.“
Entscheidend ist ein schneller Transport in die Klinik. „Zwischen dem Unfall und dem CT sollten nicht mehr als eine Stunde liegen“, fordert Firsching. „Hirnblutungen können sich schnell ausdehnen und das umliegende Hirngewebe schädigen, das im Schädel dem Druck nicht ausweichen kann.“ Bei einer Hirnschwellung versuchen die Ärzte zunächst, die Hirnschwellung mit Medikamenten zu behandeln. „Führt dies nicht zum Erfolg, sollte rasch eine Kraniektomie folgen“, so Firsching.
Längere Bewusstlosigkeit und höheres Alter verschlechtern Prognose
Die Operation besteht in der Ausräumung eines Blutergusses oder in einer Öffnung des Schädeldachs, um den Druck zu mindern. „Der Knochendeckel wird aufbewahrt und später, wenn sich das Gehirn erholt hat, wieder eingesetzt“, erklärt Firsching. Wie lange die Bewusstlosigkeit nach der OP anhält, können die Mediziner im Einzelfall nicht vorhersagen. Professor Firsching erklärt: „Es gibt keine Untersuchung, die vorhersagen könnte, ob ein Patient in den nächsten Stunden aufwacht oder im Koma verbleibt.“ Sicher ist jedoch, dass sich mit der Dauer des Komas die Überlebenschancen der Patienten verschlechtern. Auch das Alter der Patienten spielt eine Rolle. Jüngere Patienten haben laut Firsching größere Chancen, sich von einem Schädel-Hirn-Trauma mit längerer Bewusstlosigkeit zu erholen.
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