Rheuma: neue Daten belegen bessere Versorgung

Positive Entwicklung auch in Deutschland: mehr Rheuma-Kranke erwerbstätig
Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Morgensteifigkeit - Rheuma kann die Lebensqualität auf vielfältige Weise beeinträchtigen und oft auch Depressionen nach sich ziehen. Ein Blick auf aktuelle Studien zeigt jedoch, dass es Menschen mit Rheuma heute insgesamt viel besser geht als früher. So hat eine Studie aus den Niederlanden gezeigt, dass noch vor 20 Jahren rund die Hälfte aller Patienten vier Jahre nach Diagnose einer Rheumatoiden Arthritis stark beeinträchtigt war. Heute trifft das nur noch auf etwa ein Viertel zu. Darüber hinaus sank der Studie zufolge auch die Anzahl von depressiven Verstimmungen und Angstzuständen bei den Betroffenen um etwa die Hälfte. Eine jüngste Studie aus Schweden bestätigt diesen positiven Trend: In der Untersuchung wurden Patienten mit Rheumatoider Arthritis zwischen 1997 bis 2009 in regelmäßigen Abständen befragt. Die Befragten gaben an, dass Schmerzen und Krankheitsaktivität über die Zeit deutlich abnahmen.
Menschen mit Rheuma können heute ein besseres Leben führen
Aus der Kerndokumentation des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums gehen für Deutschland ebenfalls positive Daten hervor. Demnach stehen Menschen mit Rheumatoider Arthritis heute länger im Arbeitsleben – zwischen 1994 und 2011 stieg die Zahl der erwerbstätigen Männer von 47 auf 58 Prozent und die der Frauen von 27 auf 50 Prozent. Auch müssen Menschen mit Rheumatoider Arthritis heute seltener im Krankenhaus behandelt werden. Nach den Daten der Kerndokumentation ist die Häufigkeit der Krankenhausaufenthalte von 27 Prozent im Jahr 1994 auf 12 Prozent im Jahr 2011 gesunken.
Prof. Dr. Jörn Kekow, 2. Vorsitzendes des Berufsverbandes Deutscher Rheumatologen, sieht die Studienergebnisse auch in seiner Praxis bestätigt. „Wir haben in den vergangenen Jahren bessere Möglichkeiten entwickelt, um eine Rheumatoide Arthritis früher zu erkennen und auch die zielgerichtete Behandlung mit modernen Medikamenten hat entscheidend dazu beigetragen, dass Menschen mit Rheuma heute ein viel besseres Leben führen können", sagte der Rheumatologe auf dem 9. Kongress des Berufsverband Deutscher Rheumatologen am Donnerstag in Berlin. Die meisten könnten weiter arbeiten und ihren Hobbies nachgehen, aber es gebe auch Betroffene, die nicht von den medizinischen Fortschritten profitierten: „Leider gibt es aber immer noch Menschen mit Rheuma, die – auswelchen Gründen auch immer – nicht so behandelt werden, wie es der Schweregrad ihrer Erkrankung eigentlich verlangt, und die dadurch auch in ihrem Leben eingeschränkt sind und bleiben.“
Es werden dringend Rheumatologen gebraucht
Da es seit Jahren zu wenig Rheumatologen in Deutschland gibt, will der Berufsverband ein Förderprogramm zur Weiterbildung "Rheumatologie" innerhalb des Fachgebietes Innere Medizin etablieren, analog dem bundesweiten Förderprogramm Allgemeinmedizin, hieß es auf dem Rheuma-Kongress in Berlin. „Rund die Hälfte der Patienten mit Rheumatoider Arthritis muss fünf bis zwölf Wochen auf einen ersten Termin bei einem Rheumatologen warten, bei jedem fünften Patienten dauert es sogar noch länger“, beschrieb Kekow die augenblickliche Situation. „Das muss sich dringend ändern.“ Trotz der langen Wartezeiten auf einen Facharzttermin, werde die Rheumatoide Arthritis jedoch heute früher entdeckt als noch vor einigen Jahren. „Für uns Rheumatologen ist es wichtig, Patienten mit Rheumatoider Arthritis möglichst früh zu sehen, um die Krankheit aufzuhalten oder zum Stillstand zu bringen“, so Kekow weiter. Heilen könne man Rheuma bislang aber nicht.
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