Reisende oft noch lange mit multiresistenten Keimen belastet

In vielen Reisegebieten lauern multiresistente Erreger – Foto: Alexander Raths - Fotolia
Die meisten multiresistenten Keime aus Reiseländern werden aus Gebieten des südlichen Asiens mitgebracht. Eine Studie von Infektiologen um Dr. Maris S. Arcilla vom Erasmus University Medical Centre in Rotterdam zeigte, dass die Rate für eine Belastung mit bestimmten Keimen nach Reisen in diese Länder bei 75 Prozent liegt. Insgesamt bringt jeder dritte Reisende multiresistente Keime von seinem Urlaub mit. Und auch für Angehörige, die sich mit den Reisenden einen gemeinsamen Haushalt teilen, können die Keime zur Gefahr werden. Wie die Studie zeigte, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf Daheimgebliebene bei knapp 12 Prozent.
Antibiotika erhöhen Risiko für Infektion
Für ihre Studie hatten die Forscher in den Jahren 2012 und 2013 über 2000 Reisende auf ESBL-bildende Enterobakterien untersucht. ESBL steht für „Extended-Spectrum β-Lactamasen“ und bezeichnet Enzyme, welche die Wirksamkeit von Antibiotika vermindern oder sogar aufheben können. Der höchste Anteil der Infizierungen fiel auf Reiseziele in Zentral- und Ostasien, dicht gefolgt von Westasien und Nordafrika. Am geringsten war das Risiko für eine Infektion mit multiresistenten Keimen in Südafrika, Nordamerika, Europa oder Ozeanien.
Wie die Wissenschaftler feststellten, erhöhte der Gebrauch von Antibiotika während der Reise die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit ESBL-bildenden Keimen fast um das Dreifache. Auch bei bereits bestehenden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen war die Wahrscheinlichkeit für Infektionen mit ESBL-positiven Keimen signifikant erhöht.
Im Durchschnitt konnten die resistenten Keime noch einen Monat nach der Rückkehr von der Reise nachgewiesen werden. Doch bei über elf Prozent der Studienteilnehmer waren die Keime sogar noch nach einem Jahr vorhanden. Als besonders hartnäckig erwiesen sich dabei Keime der ESBL-Gruppe CTM-X 9. „Wir brauchen bei Ärzten und Reisenden mehr Bewusstsein für die Problematik der auf Fernreisen erworbenen und hierzulande weiterverbreiteten multiresistenten Erreger“, kommentierte Professor Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrums für Reisemedizin in Düsseldorf, die Ergebnisse der Studie.
Sorgfältige Hygiene kann vor multiresistenten Keimen schützen
Allerdings wird längst nicht jeder, der sich mit den Keimen infiziert, auch krank. „Für viele Träger werden diese Keime nie zum Problem“, betont auch Jelinek. Bis zu einem gewissen Grad sei es sogar normal, dass wir multiresistente Bakterien in uns tragen. „Wenn die Erreger aber auf abwehrgeschwächte, kranke, frisch operierte oder ältere Menschen treffen, können sie zu einem massiven Problem werden“, so der Experte.
Menschen, die in die betroffenen Länder reisen, sollten währenddessen und danach besonders auf eine sorgfältige Hygiene achten. „Regelmäßiges und gründliches Händewaschen schützt gefährdete Personen im Umfeld bis zu einem gewissen Grad“, so Jelinek. Auch die Vermeidung von Durchfall auf der Reise durch eine sorgsame Auswahl der Lebensmittel sei wichtig, da der angegriffene Darm besonders anfällig für Infektionen ist. Falls nach der Reise ein Arzt- oder Klinikbesuch ansteht, sollte den Ärzten der Zeitpunkt und das Ziel der Reise mitgeteilt werden.
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