PPI-Prophylaxe auch bei niedriger ASS-Dosierung wichtig

ASS schadet dem Magen auch in niedrigen Dosierungen – Foto: davizro photography - Fotolia
Der Thrombozytenaggregationshemmer Acetylsalicylsäure (ASS) ist fester Bestandteil der medikamentösen Behandlung von Patienten mit Koronarerkrankung und wird auch im Rahmen einer dualen Antiplättchen-Therapie (DAPT) verordnet, die nach akutem Koronarsyndrom oder nach einer Stent-Implantation üblich ist. ASS verhindert die Zusammenballung der Thrombozyten und reduziert dadurch die Bildung eines Blutgerinnsels und eines neuen Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Da die Behandlung jedoch Nebenwirkungen hat, die sich vor allem in Magen-Darm-Beschwerden äußern, wird meist zusätzlich ein Magenschutz mit Protonenpumpenhemmern (PPI) verordnet. Um die Nebenwirkungen zu reduzieren, werden zudem mittlerweile meistens nur noch niedrige Dosierungen ASS (meist zwischen 75 und 100 Milligramm pro Tag) zur Sekundärprophylaxe von kardiovaskulären Ereignissen verordnet. Doch eine Studie zeigt nun, dass dies keinesfalls eine Behandlung mit PPI überflüssig macht.
„Low-Dose“-ASS schadet dem Magen auch
Bereits im Jahr 2010 hatte die COGENT-Studie gezeigt, dass eine PPI-Prophylaxe bei Herz-Kreislauf-Patienten, die ASS einnahmen, das Risiko für Magen-Darm-Blutungen, Magengeschwüre oder -perforationen effektiv senkt. Die Teilnehmer erhielten jeweils ASS plus Clopidogrel, einem weiteren Thrombozytenaggregationshemmer, und den PPI Omeprazol oder ein Placebo. Die Wahl der ASS-Dosis blieb den behandelnden Ärzten überlassen. Wie sich zeigte, reduzierte die Einnahme von PPI das Risiko für gastrointestinale Komplikationen um zwei Drittel im Vergleich zu Placebo. Die Befürchtung, dass das PPI die prophylaktische Wirkung von Clopidogrel auf kardiovaskuläre Komplikationen abschwächen könnte, konnte hingegen nicht bestätigt werden.
Da in der damaligen Studie die Höhe der ASS-Dosierungen nicht analysiert worden war, holte dies eine Forschergruppe vom Brigham and Women`s Hospital in Boston jetzt nach. Die Wissenschaftler um Dr. Deepak Bhatt untersuchten, wie wirksam die PPI-Prophylaxe in Relation zur ASS-Dosierung war. Dazu verglichen sie zwei Gruppen von Studienteilnehmern, die entweder weniger oder mehr als 100 Milligramm ASS täglich eingenommen hatten. Die am häufigen verordneten ASS-Dosen waren 75 und 81 Milligramm, gefolgt von 325 Milligramm. Wie sich zeigte, war in beiden Gruppen das Risiko für gastrointestinale Ereignisse ähnlich hoch. Zudem führte eine PPI-Prophylaxe mit Omeprazol im Vergleich zu Placebo in beiden Dosis-Gruppen jeweils zu einer signifikanten Abnahme von gastrointestinalen Komplikationen.
PPI-Prophylaxe schränkt positive Herz-Kreislauf-Wirkung nicht ein
Die Studienautoren betonen, dass ihren Ergebnissen zufolge eine niedrig dosierte ASS-Therapie immer noch ein erhebliches Risiko für gastrointestinale Ereignisse beinhaltet und dass dieses Risiko unabhängig von der ASS-Dosierung durch eine Behandlung mit PPI deutlich reduziert werden kann. Zudem zeigte in keiner der beiden Gruppen die PPI-Therapie einen Einfluss auf den primären kardiovaskulären Endpunkt. Die Forscher empfehlen daher, die PPI-Prophylaxe bei KHK-Patienten mit DAPT und erhöhtem Risiko für gastrointestinale Komplikationen konsequent anzuwenden, auch wenn nur niedrig Dosierungen von ASS zum Einsatz kommen.
Foto: © davizro photography - Fotolia.com