Photodynamische Therapie zerstört Krebs mit Licht

Das Team vom Robert-Bosch-Krankenhaus: Die Photodynamische Therapie kann die Lebensqualität von Patienten mit Gallengangkrebs verbessern und Leben verlängern.
Gallengangkrebs ist oft inoperabel und hat darum keine besonders gute Prognose. Bisher blieb den Patienten nur noch eine Chemotherapie. Vor kurzem wurde in Deutschland eine weitere Therapieoption zugelassen: die photodynamische Therapie. Das lokale Verfahren ist schonender als die systemische Chemotherapie und macht sich die zerstörerische Kraft von Laserstrahlen zu Nutze. „Wie bei einem Sonnenbrand zerstört das Licht das kranke Gewebe. Die Tumorzellen verbrennen und sterben ab“, erklärt Prof. Jörg G. Albert, vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.
Schonendes Verfahren für Patienten in schlechtem Allgemeinzustand
Der Hepatologe und sein Team haben gerade eine Patientin erfolgreich mit der photodynamischen Therapie behandelt, wie das Klinikum meldet. Demnach hat die Patientin den rund anderthalb Stunden dauernden Eingriff gut überstanden. „Mir geht es sehr gut“, wird die 73-jährige in der Meldung zitiert. Die Therapie sei völlig schmerzfrei gewesen, nicht einmal eine Vollnarkose habe sie gebraucht. „Ich konnte kurze Zeit später auch schon wieder aufstehen.“
Dabei war die Krebspatientin in keinem guten Allgemeinzustand. Die Ärzte hatten bei ihr einen bösartigen Tumor im Gallengang gefunden, der so groß war, dass er bereits den ungestörten Fluss der Galle behinderte. Da sich der Tumor entlang der Gallenwege bereits weit in beide Seiten der Leber ausgebreitet hatte, konnten er nicht mehr chirurgisch entfernt werden. Für eine strapaziöse Chemotherapie war die Seniorin zu schwach. „Wir haben uns deshalb für den Einsatz der photodynamischen Therapie entschieden“, sagt Albert.
Photodynamische Therapie löst heilsamen Sonnenbrand aus
Bei der photodynamischen Therapie applizieren die Ärzte dem Patienten zunächst einen sogenannten Photosensitizer über die Vene. Diese Substanz ist eigentlich wirkungslos, lässt die Zellen im Körper allerdings extrem lichtempfindlich werden. Und genau das macht sich die neue Behandlungsmethode zu Nutze. Da tief ins Innere des Körpers kein Licht eindringt, werden die kranken Zellen während eines endoskopischen Eingriffs zielgenau im Gallengang mit Laserlicht in niedriger Wellenlänge bestrahlt. Die Strahlung ist stark genug, dass die Tumorzellen regelrecht verbrennen. „Damit ist die photodynamische Therapie deutlich schonender als eine Chemotherapie, die immer auch gesunde Zellen zerstört“, betont Prof. Albert.
Heilung von Gallengangskrebs eher unwahrscheinlich
Dass die photodynamische Therapie die Patientin heilen wird, ist eher unwahrscheinlich. Wie so oft wurde die Krankheit erst spät erkannt, da ein Gallengangtumor im Anfangsstadium keinerlei Schmerzen oder Beschwerden macht. Die Heilungschancen seien deshalb begrenzt, meint Hepatologe Albrecht, jedoch könne die photodynamische Therapie die Lebensqualität der Patientin signifikant verbessern und ihr Leben verlängern.
Galle ist unerlässlich für eine reibungslose Verdauung. Produziert wird die zähe Körperflüssigkeit in der Leber, zwischengespeichert in der Gallenblase und zu den Mahlzeiten in den Zwölffingerdarm ausgeschüttet. Auf ihrem Weg dorthin durchläuft die Galle die Gallenwege. Im Fall der Stuttgarter Patientin hatte der Tumor den Gallengang bereits blockiert.
Foto: RBK Stuttgart