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Radikale Diät kann die Bildung von Gallensteinen fördern

Mittwoch, 13. Juni 2018 – Autor:
Eine radikale Diät kann die Bildung von Gallensteinen fördern, heißt es in der aktualisierten medizinischen Leitlinie. Die erläutert, wie man Gallensteinen vorbeugt und wann und wie sie behandelt werden sollten.
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Haben sich in der Gallenblase Gallensteine gebildet, kann das zu Koliken und Entzündungen führen – Foto: ©Danny S. - stock.adobe.com

Fast 20 Prozent der Deutschen entwickeln im Laufe des Lebens Gallensteine. Bei etwa einem Viertel der Träger machen sie sich durch Koliken oder Entzündungen bemerkbar. Wann und wie Gallensteine behandelt werden sollten, regelt eine Leitlinie, die unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) entwickelt und jetzt auf den neuesten wissenschaftlichen Stand gebracht wurde.

„Am weitesten verbreitet sind die sogenannten Cholesterinsteine, die sich bilden, wenn zu viel Cholesterin von der Leber in die Galle gepumpt wird“, erklärt Prof. Frank Lammert, Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg. Der Präsident der DGVS koordinierte auch die aktuelle Leitlinie.

Radikale Diät fördert Bildung von Gallensteinen

Besonders häufig sind übergewichtige Menschen von Gallensteinen betroffen. Doch wer bereits adipös ist, sollte nicht zu einer radikalen Diät greifen und allzu rasch Kilos verlieren. "Auch dabei wird viel Cholesterin freigesetzt, so dass das Risiko für die Bildung von Steinen ansteigt", so Lammert. Wenn der Gewichtsverlust 1,5 Kilo pro Woche übersteigt - was etwa bei einer strengen Reduktionsdiät oder nach einer Magenbypass-Operation bei schwerer Adipositas der Fall sein kann -  kann Ursodeoxycholsäure eingesetzt werden. Das Medikament unterdrückt die Bildung von Gallensteinen.

Ernährung, Bewegung, Geschlecht, Alter, aber auch die individuelle Veranlagung spielen bei der Entstehung von Gallensteinen eine Rolle. Ein gesundes Gewicht kann vorbeugen. Empfohlen wird dafür eine ausgewogene, faserreiche und fettarme Kost mit viel Gemüse und wenig Zucker, vor allem aber regelmäßige Bewegung von mindestens 30 Minuten pro Tag.

Gallenkoliken sind ernsthafte Warnsymptome

Haben sich erst einmal Gallensteine gebildet, bleiben sie auch bei noch so gesunder Lebensweise bestehen. Steine, die keine Beschwerden verursachen, sollten nicht behandelt werden. "Tritt in Folge der Gallensteine jedoch eine Gallenkolik auf, ist die operative Entfernung der Gallenblase angezeigt", so Lammert.

Gallenkoliken sind Warnsymptome und weisen auf ein erhöhtes Risiko hin, dass sich Komplikationen des Steinleidens entwickeln, die lebensgefährlich sein können: Wenn ein Stein im Gallengang festsitzt, kann das gestaute Sekret zu Entzündungen der Gallenblase, der Gallenwege oder auch der Bauchspeicheldrüse führen.

Bei Gallenblasenentzündung muss sofort operiert werden

"Die in Deutschland durchgeführte ACDC-Studie hat gezeigt, dass der Patient bei einer akuten Gallenblasenentzündung binnen 24 Stunden nach Aufnahme in das Krankenhaus operiert und nicht über mehrere Tage antibiotisch behandelt und erst später operiert werden sollte", sagt Lammert.

Die Cholezystektomie, die Entfernung der Gallenblase, ist ein vergleichsweise sicherer Eingriff, der heute in der Regel auch in der Akutsituation und sogar in der Schwangerschaft minimalinvasiv, also laparoskopisch, durchgeführt wird.

Gallesekret wird in der Leber hergestellt

Für den Patienten hat der Verlust der Gallenblase keine problematischen Konsequenzen: Das an Gallensäuren reiche Gallesekret, das in der Leber hergestellt und in der Gallenblase nur für große Mahlzeiten gespeichert wird, steht weiterhin zur Verfügung. 

Die aktualisierte S3-Leitlinie wurde von Chirurgen und Gastroenterologen gemeinsam erstellt. Sie enthält Ratschläge zur Prävention und definiert Qualitätsindikatoren für die Therapie von Gallensteinen. Sie unterbreitet Vorschläge zur fächerübergreifenden Versorgung von Patienten und enthält erstmals auch Lernziele für die Ausbildung von Medizinstudierenden.

Foto: Danny S./fotolia.com

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