Pflegezusatzversicherung: Für wen sie sinnvoll ist
Pflege ist teuer. Die Zahlungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung plus Rente und Privatvermögen reichen bei etwa jedem vierten Pflegebedürftigen nicht aus, um die tatsächlichen Pflegekosten abzudecken. Dann müssen Angehörige oder das Sozialamt mit der "Hilfe zur Pflege" einspringen. Wer darauf nicht angewiesen sein möchte, kann in jüngeren Jahren eine private Pflegezusatzversicherung abschließen. Doch nur wer die Beiträge lebenslang aufbringen kann, hat etwas davon, meinen die Prüfer der Stiftung Warentest. Und bevor Interessierte sich auf die Suche nach dem besten Angebot machen, sollten sie sich überlegen, ob diese Art der Absicherung überhaupt für sie infrage kommt.
Denn Kunden müssen die Beiträge immer weiter zahlen - oft auch, wenn sie dann pflegebedürftig sind. Bei manchen Versicherern können sie die Beiträge vorübergehend aussetzen, zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit oder einem Auslandsaufenthalt. Wer aber die Beiträge gar nicht mehr aufbringen kann und kündigen muss, verliert den Versicherungsschutz und bekommt das eingezahlte Geld nicht zurück.
Pflegetagegeldversicherung oder Pflegekostenversicherung
Es gibt bei der Pflegezusatzversicherung zwei Modelle. Bei der Pflegetagegeldversicherung erhalten Versicherte je nach Pflegegrad Geld, über das sie frei verfügen können. Das können Sie Angehörigen oder Freunden geben, die ihnen helfen, oder sie bezahlen damit einen ambulanten Pflegedienst. So können sie eventuell länger zu Hause wohnen bleiben.
Die Pflegekostenversicherung verdoppelt oft die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung. Das nützt am meisten für die professionelle, stationäre Pflege in einem Heim. Im „test“-Heft 11/2017 werden 31 Pflegetagegeldtarife und 4 Pflegekostentarife verglichen.
Pflegezusatzversicherung: Wer wen sie sinnvoll ist
Für Modellkunden, die sich mit 55 Jahren versichern, hat „test“ Angebote untersucht, die derzeit im Schnitt 87 Euro im Monat kosten. Die Beiträge werden im Lauf der Jahre aber steigen. Eine solche Pflegepolice ist daher nur dann sinnvoll, wenn jemand ein langfristig sicheres und ausreichend hohes Einkommen hat. In solchen Fällen ist eine zusätzliche Absicherung für den Pflegefall zu empfehlen.
Etwa vier Fünftel der Pflegebedürftigen werden derzeit zu Hause versorgt, schreiben die „test“-Autoren. Rund 85 Prozent der Gepflegten haben die Pflegegrade 1 bis 3. Wer gut gepflegt wird, kann in dieser Situation etliche Jahre leben und kommt möglicherweise nur für die letzten Lebensmonate in einen höheren Pflegegrad. Eine private Pflegezusatzversicherung sollte daher ausreichende Leistungen für die unteren Pflegegrade vorsehen. Und es sollte in allen Graden genug Geld für die ambulante Pflege da sein.
Menschen mit Vorerkrankungen können abgelehnt werden
Manche Versicherer bieten sogenannte Hochrisikopolicen an, die nur für die Pflegegrade 4 und 5 oder ausschließlich für die vollstationäre Pflege Leistungen vorsehen. Sie kosten deutlich weniger. Dafür fehlt aber die Möglichkeit, sich eine bessere Versorgung zu erkaufen, genau in den Pflegegraden, in denen viele Pflegebedürftige die längste Zeit verbringen.
Mitte 50 ist ein günstiger Zeitpunkt, um in die Pflegevorsorge einzusteigen. Wer schon vorher eine solide und planbare Einkommenssituation hat, etwa als Beamter, kann auch schon mit Mitte 40 einsteigen. Wichtig: Die Versicherer stellen im Antrag Gesundheitsfragen und können Kunden mit Vorerkrankungen wie etwa Rheuma ablehnen.
Die staatlich geförderte private Pflegezusatzversicherung, den Pflege-Bahr, empfehlen die Warentester nicht. Sie sei verhältnismäßig teuer und schließe die Versorgungslücke nicht.
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