Pfleger wollen eigene Kammer

Der große Saal im Rathaus war voll besetzt, als Gesundheitssenator Mario Czaja (vorne Mitte) die Ergebnisse der Studie diskutierte mit Abgeordneten und jungen Pflegern.
Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung wurden von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) im Roten Rathaus vorgestellt. 1196 examinierte sozialversicherungspflichtig beschäftigte Pflegefachkräfte waren von November 1994 bis Ende März diesen Jahres durch die Alice Salomon Hochschule danach befragt worden, ob sie die Errichtung einer Pflegekammer befürworten.
Das Ergebnis: 58,8 Prozent der Berliner Pflegefachkräfte befürworten die Einrichtung einer Pflegekammer. Nur 17 Prozent sind dagegen. Die meiste Zustimmung gab es in der Berufsgruppe der Krankenpfleger, hier sind 62,2 Prozent für die Kammer. Kinderkrankenpfleger sprachen sich mit 52 Prozent für eine Selbstverwaltung aus, bei den Altenpflegern waren es knapp 50 Prozent. Bei letzteren ist der Anteil der Gegner mit 22,3 Prozent am höchsten.
Besonders junge Kräfte sind pro Kammer
13,8 Prozent aller Befragten sagten, dass sie nicht beurteilen können, ob eine eigene Kammer sinnvoll ist. 4,5 Prozent ist das Thema egal, 5,8 Prozent machten keine Angaben. Auffällig ist, dass besonders die jungen Pfleger sich offenbar etwas von einer eigenen Kammer versprechen: Bei den Interviewten mit einer Berufserfahrung von unter fünf Jahren sprachen sich fast 68 Prozent für eine Pflegekammer aus.
Wie viel würden die Pfleger monatlich für eine Kammermitgliedschaft zahlen? Die Mehrheit ist laut Studie für einen Beitrag zwischen fünf und zehn Euro.
Zustimmung durch Abgeordnete noch ungewiss
Senator Mario Czaja kündigte an, dass seine Verwaltung nun einen Entwurf für ein Gründungsgesetz vorbereiten wird. Ob dieses im Abgeordnetenhaus aber Zustim-mung bekommen wird, ist noch nicht gewiss. Eine klare politische Mehrheit gebe es bislang nicht, dämpfte Czaja zu hohe Erwartungen.
Die SPD-Abgeordnete Ülker Radziwill machte bei der Diskussion im Anschluss an die Ergebnisbekanntgabe deutlich, dass die SPD-Fraktion einer Pflegekammer skeptisch gegenübersteht. Diese sei nicht in der Lage, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern, das sei Aufgabe der Politik. Sie kritisierte außerdem, dass Pflegehilfskräfte nicht in die Studie mit einbezogen wurden. Diese waren nicht befragt worden, weil sie nicht Mitglied einer Pflegekammer werden können.
© Julia Frisch