Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Pflegekräfte bemängeln Hygiene in Krankenhäusern

Dienstag, 3. Juni 2014 – Autor:
Nur 61 Prozent der Pflegekräfte in Deutschland würden sich selbst in ihrer Klinik ohne Bedenken einem Eingriff unterziehen. Das ergab eine Umfrage der Fachhochschule Frankfurt. Neben organisatorischen Mängeln werden vor allem Probleme mit der Hygiene kritisiert.
Angst vor Krankenhauskeimen

Viele Pflegekräfte bemängeln die Hygiene im eigenen Krankenhaus. – Foto: Tobilander - Fotolia

Infektionen mit Krankenhauskeimen sind ein großes Problem im Gesundheitswesen. Eine Umfrage hat nun ergeben, dass viele Pflegekräfte sogar ihrer eigenen Klinik bezüglich der Hygiene misstrauen. Dem kürzlich veröffentlichten „OP-Barometer 2013“ der Fachhochschule Frankfurt zufolge würden sich nur zwei von drei OP-Schwestern oder -Pflegern in ihrem eigenen Krankenhaus einer Operation unterziehen. 18 Prozent der Befragten waren sich unsicher, und jeder Fünfte gab an, eine Operation im eigenen Krankenhaus wegen Mängeln bei der Hygiene rundheraus abzulehnen.

Angst vor Krankenhauskeimen

Besonders groß ist die Angst des Pflegepersonals vor einer Infektion durch Krankenhauskeime. 39 Prozent Befragten erklärten, dass es an ihrem Arbeitsplatz Lücken bei der Sterilität des OP-Bestecks gebe. Auch die Organisation scheint bei Operationen eine Schwachstelle zu. Fast die Hälfte der Pflegenden gab an, dass es keine zuverlässigen OP-Pläne gebe, 62 Prozent erklärten, dass es häufig zu unnötigen Wartezeiten komme.

Das OP-Barometer ist eine alle zwei Jahre vom Zentrum für Gesundheitswirtschaft und –recht (ZGWR) an der Fachhochschule Frankfurt durchgeführte Umfrage bei Pflegekräften in deutschen Krankenhäusern. Die Pflegenden werden darin zu ihrer Arbeitssituation im Operations- und Anästhesie-Bereich befragt. Am OP-Barometer 2013, das seit April 2014 online abrufbar ist, haben sich rund 1.400 OP- und Anästhesiepflegekräfte beteiligt, darunter 51 Prozent OP-Pflegekräfte, 38 Prozent Anästhesie-Pflegekräfte und 11 Prozent operationstechnische Assistenten.

Personalmangel führt zu Problemen bei der Hygiene

Als großes Problem sehen viele der Befragten auch eine zunehmende Arbeitsbelastung an, die mit den fehlenden Pflegekräften zusammenhängt. Da die körperlich und psychisch oft belastende und gleichzeitig mit einer hohen Verantwortung verbundene Arbeit in den Augen vieler zu schlecht bezahlt wird, fehlt es seit Jahren an Nachwuchskräften. Diese Personallücke macht sich mittlerweile auch in der Qualität der Versorgung sowie bei Problemen mit der Hygiene bemerkbar. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene sterben pro Jahr 30.000 Patienten in deutschen Krankenhäusern an Infektionen mit Krankenhauskeimen.

Professor Thomas Busse, Direktor des ZGWR, erklärte bei Veröffentlichung der Studie, dass die Kritik an Problemen mit der Krankenhaushygiene im Vergleich zu 2011 zurückgegangen sei. Busse betont aber gleichzeitig: „In diesem Bereich müsste die Zufriedenheit eigentlich bei 100 Prozent liegen – da geht es ans Eingemachte.“ Die Keimfreiheit habe große Auswirkungen auf die Qualität und die Folgen von Operationen.

Foto: © Tobilander - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Pflege

Weitere Nachrichten zum Thema Pflege

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin