
Online-Ambulanz hilft bei Internetsucht – Foto: lassedesignen - Fotolia
Ob die Sucht nach Glücksspielen oder die der Drogensucht ähnelnden Internet-Sucht – der Einfluss auf den Alltag ist enorm. Der Weg zurück in die Normalität ist nicht einfach. Doch nur ein geringer Teil der Betroffenen nimmt professionelle Hilfe in Anspruch. Viele wissen zudem nicht, wo sie Unterstützung finden können.
Um Betroffenen und Angehörigen die Suche nach geeigneten Beratungs- und Behandlungsangeboten zu erleichtern, hat die AG Spielsucht der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité eine Online-Datenbank entwickelt, die von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales des Landes Berlin gefördert wird.
Online-Hilfe für exzessive Internet-Nutzer
Auf der Plattform Spielsucht-Hilfe-Berlin sind 140 Anlaufstellen in der Stadt erfasst, zusätzlich wird über konkrete Behandlungsmöglichkeiten informiert. Auch Kontaktdaten von Beratungsstellen, niedergelassenen Psychotherapeuten sowie Selbsthilfegruppen werden über eine Suchfunktion hinterlegt.
Das Angebot richtet sich auch an Fachkräfte: Sie können sich untereinander vernetzen und erfahren, welcher Kollege sich in welchem Stadtteil mit dem speziellen Fachgebiet beschäftigt.
Woran man die Sucht erkennen kann
Ergänzend wurde für Ärzte und Therapeuten der Flyer „Glücksspielsucht erkennen und handeln“ vom Präventionsprojekt „Glücksspiel“ in Kooperation mit der Charité entwickelt. Er kann über die Webseite www.faules-spiel.de heruntergeladen oder bestellt werden.
Dort werden unter anderen zwei Fragen gestellt: 1. Haben Sie jemals beim Spielen das Bedürfnis verspürt, immer mehr Geld einzusetzen? 2. Haben Sie jemals gegenüber Menschen, die Ihnen wichtig sind oder waren, über das Ausmaß Ihres Spielens lügen müssen? Wer eine dieser Fragen mit Ja beantwortet, könnte bereits ein problematisches Spielverhalten aufweisen.
Ruhr-Universität startet Online-Ambulanz für Internetsüchtige
Auch die Ruhr-Universität Bochum (RUB) startet jetzt eine Online-Ambulanz für Internetsüchtige, die den Betroffenen den Zugang zur Behandlung erleichtern soll. Die RUB-Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) betreibt das Angebot, das das Bundesministerium für Gesundheit fördert.
„Unser Ziel ist es, die Betroffenen dort abzuholen, wo die Sucht ihren Ursprung hat. Denn viele finden auf herkömmlichen Wegen nicht in das Hilfesystem“, erklärt Dr. Bert te Wildt, Leiter der Medienambulanz der LWL-Klinik. „Wir bauen eine digitale Brücke zur analogen Behandlungssituation und damit ins reale Leben.“
Selbsttest: Bin ich internetsüchtig?
Der Bochumer Mediziner initiierte das Projekt unterstützt von der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler. Sein Team entwickelte die Online-Plattform gemeinsam mit Kollegen vom Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen an der RUB. Diese werden das Projekt auch wissenschaftlich evaluieren.
In zwei webcam-basierten Sprechstundenterminen können Betroffene und Angehörige mit Experten klären, ob eine Internetsucht vorliegt und wo diese vor Ort behandelt werden kann. So gibt es einen Selbsttest zur Online-Diagnose der Internetabhängigkeit.
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