Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Süchtig nach Computerspielen? Test hilft bei Diagnose

Mittwoch, 12. Juni 2019 – Autor:
Exzessives Computerspielen wurde kürzlich von der WHO als psychische Erkrankung anerkannt. Mit einem neuen online-Test kann jeder überprüfen, ob er von der „Gaming Disorder“ betroffen sein könnte.
Computerspielsucht, Krankheit, Gaming Disorder

Abgeschieden in einer anderen Welt: Ein neuer Test gibt Anhaltspunkte, ob eine Gaming Disorder vorliegt

Computerspiele sind eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Doch wer nur noch am Computer spielt und Arbeit und Sozialleben darüber vergisst, leidet möglicherweise an einer psychischen Erkrankung. Die sogenannte „Gaming Disorder wurde kürzlich von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihre „International Classification of Diseases“(ICD-11) aufgenommen und damit als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt. Nach Definition der WHO kann von einer „Gaming Disorder“ ausgegangen werden, wenn Betroffene mindestens zwölf Monate lang exzessiv am Computer spielen und es dadurch zu schweren Beeinträchtigungen des Familienlebens, der Ausbildung oder der Arbeitsleistung kommt. Der Grat zwischen Sucht und Leidenschaft ist allerdings schmal. Ein neuer online-Test hilft, den Verdacht auf eine Computerspielsucht bzw. die Gaming Disorder zu bestätigen oder zu entkräften.

Noch Nerd oder schon krank?

Wer sich über die Online-Plattform www.gaming-disorder.org anmeldet und den Fragebogen ausfüllt, bekommt Rückmeldung zu seinem Videospielverhalten im Vergleich zu den übrigen Studienteilnehmenden. Außerdem können die Teilnehmer auch eine der bisher größten Untersuchungen zur Computerspielsucht nach WHO-Definition unterstützen. Für alle Interessierten steht der Gaming Disorder Test ab sofort in deutscher und englischer Sprache online zur Verfügung.

„Exzessives Videospielen ist schon heute ein ernst zunehmendes Gesundheitsrisiko in asiatischen Ländern und ein aufkommendes Problem in Europa. Um große, internationale Studien durchführen zu können, haben wir das neue Instrument kulturübergreifend konzipiert und in China sowie Großbritannien getestet“, erläutert Christian Montag, Heisenberg-Professor sowie Leiter der Abteilung für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm.

Online-Test ist zugleich Studie

Der neue Online-Fragebogen orientiert sich an den WHO-Kriterien und erfasst Gaming-Aktivitäten der vergangenen zwölf Monate bis zum Tag der Erhebung auf einer Skala von eins bis fünf (1 steht für die Selbsteinschätzung „nie“ und 5 bedeutet „sehr oft“). „Ziel des psychometrischen Instruments ist weniger die Diagnose als die Erforschung von Auswirkungen des exzessiven Spielens“, erläutert Prof. Montag. „Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erfahren lediglich, ob ihre Ergebnisse im Vergleich mit allen Probanden eine Tendenz zur „Gaming Disorder“ aufweisen.“

Der weltweit erste Test zur Gaming Disorder wurde in einer Studie mit mehr als 550 Studenten aus China und Großbritannien bereits überprüft – und validiert. Im Durchschnitt gaben die Studierenden an, zwölf Stunden in der Woche zu spielen. Dabei verbringen sie fast die Hälfte dieser Zeit (46 %) am Wochenende alleine vor dem Computer oder sonstigen mobilen Endgeräten. Insgesamt 36 Teilnehmende (6,4 %) berichteten von großen Problemen im Alltag aufgrund ihres Spielverhaltens und könnten nach Einschätzung von Prof. Montag die Diagnosekriterien der WHO erfüllen. „Der Gaming Disorder Test scheint geeignet, um die Häufigkeit und, in Kombination mit anderen Fragebögen, auch Effekte der Computerspielsucht in großen, kulturübergreifenden Gruppen nach den vorgeschlagenen WHO-Kriterien festzustellen“, so Montag. Künftig müsse der neue Fragebogen noch an Patientenstichproben validiert werden.

WHO will nicht von Sucht sprechen

Für das neue Krankheitsbild „Gaming Disorder“ existiert bislang noch keine gültige deutsche Übersetzung. Die häufig verwendeten Begriffe "Computerspielsucht“ oder „Videospielsucht“ lassen sich nicht 1:1 anwenden, da die WHO ausdrücklich nicht von einer Sucht spricht. Vielmehr handle es sich um eine Störung, die durch exzessives Computerspielen gekennzeichnet sei.

Foto: pixabay

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Psychische Krankheiten , Sucht

Weitere Nachrichten zum Thema Computerspielsucht

25.02.2019

Je nach Definition werden zwischen 1,6 und 8,2 Prozent der Internetnutzer als "abhängig" eingestuft. Um den Symptomen einer Internetsucht entgegenzuwirken, haben Wissenschaftlerinnen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ein spezielles Programm entwickelt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin