Nuklearmedizinische Therapie lindert Arthrose-Schmerzen

Arthrose-Schmerzen lassen sich mit einer radioaktiven Flüssigkeit behandeln, die ins Gelenk gespritzt wird – Foto: ©Dragana Gordic - stock.adobe.com
Für entzündliche Gelenkerkrankungen wie rheumatoide Arthritis und aktivierte Arthrose gibt es auch eine nuklearmedizinische Therapie: Die Radiosynoviorthese (RSO). Sie sollte in einem frühen Krankheitsstadium zum Einsatz kommen. Studien belegen, dass sie so am besten wirkt und Schmerzen, Schwellung und Gelenksteifigkeit erheblich reduziert. Darauf weist der Berufsverband der Nuklearmediziner (BDN) hin.
Fünf Millionen Deutsche sind von Arthrose betroffen, davon leiden ungefähr zwei Millionen unter täglichen Schmerzen. Eine Arthrose ist im Normalfall eine altersbedingte Verschleißerscheinung eines Gelenks, sie kann aber auch bei jüngeren Menschen auftreten. Der Verschleiß betrifft die Knorpelschicht im Gelenk, die als Stoßdämpfer und Schmiermittel fungiert.
Schmerzhafte Entzündung der Gelenkinnenhäute
Fehlt diese wichtige Pufferschicht, kommt es zu einer schmerzhaften Entzündung der Gelenkinnenhäute - man spricht dann von einer aktivierten Arthrose oder einer Osteoarthritis. Auch bei der rheumatoiden Arthritis, von der in Deutschland etwa 550.000 Menschen betroffen sind, sind die Gelenkinnenhäute entzündet.
Genau an dieser Stelle setzt die RSO-Behandlung an. Dabei spritzt der Nuklearmediziner eine radioaktive Flüssigkeit, das Radionuklid, ins betroffene Gelenk. Die Nuklide sind an Eiweißpartikel gebunden, damit die entzündeten Schleimhautzellen die radioaktiven Stoffe aufnehmen. "Ihre Strahlung löst im Innern der Entzündungs- und Schleimhautzellen eine Vernichtungsreaktion aus", erklärt Dr. Norbert Czech, Nuklearmediziner aus Bremen und Vorstandsmitglied des BDN, in einer Pressemitteilung.
Nuklearmedizinische Therapie lindert Arthrose-Schmerzen
Anschließend entsteht ein neuer Zell- und Gewebefilm, eine gesunde und glatte Schleimhaut. "Die Strahlen schalten damit die Entzündung aus und stellen den ursprünglichen Zustand der Gelenkinnenhaut wieder her", so Czech. So lindert die nuklearmedizinische Therapie die Arthrose-Schmerzen.
Für die RSO kommen alle Gelenke bis auf die Wirbelsäule in Frage, neben Knie, Hüfte und Zehen auch Schulter-, Ellenbogen-, Finger- und Kiefergelenke. "Voraussetzung für eine RSO ist der Nachweis eines akut-entzündlichen Prozesses im Gelenk durch eine 3-Phasen-Skelettszintigrafie oder eine Magnetresonanztomografie", erläutert BDN-Experte Czech. Bis sich die volle Wirkung der RSO einstellt, können sechs Monate vergehen.
Niedrige Komplikations-Rate
"Die RSO ist eine hochwirksame und effiziente Therapie zur Entzündungshemmung von Gelenkerkrankungen mit einer begleitenden Synovialitis", sagt etwa Dr. Heiko Spank, Chefarzt der Klinik für Spezielle Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie am Vivantes-Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin. "Der Vorteil liegt in ihrer technisch einfachen, wenig invasiven, nicht belastenden und gegebenenfalls wiederholbaren ambulanten Durchführbarkeit und ihrer niedrigen Komplikationsrate", so Spank weiter.
"Die RSO-Behandlung kann die Erkrankungen erfolgreich aufhalten, wobei sie bei rheumatoider Arthritis noch etwas besser anschlägt als bei Osteoarthritis", berichtet Czech. Die Therapiemethode wird seit Jahrzehnten angewandt und stellt mit ungefähr 63.000 Behandlungen pro Jahr die häufigste Radionuklidtherapie in Deutschland dar.
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