Nicht fehlende Intensivbetten, sondern Personalmangel wird Hauptproblem in der Coronakrise

Der Personalmangel in deutschen Kliniken spitzt sich durch die Coronakrise zu – Foto: ©Halfpoint - stock.adobe.com
Monatelang wurde darüber debattiert, ob Deutschland genügend Intensivbetten zur Verfügung habe, um die drohende Flut von COVID-19-Patienten zu versorgen. Nun wird allmählich klar: An Intensivbetten fehlt es in Deutschland nicht, an Personal – vor allem Pflegepersonal – aber sehr wohl. Viele der Zusatzbetten, die in der Pandemie in den Kliniken geschaffen worden seien, könnten „nicht belegt werden, weil das Personal zur Versorgung der Patienten fehlt“, erklärte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Prof. Dr. Uwe Janssens, gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Intensivbetten ohne entsprechendes Personal nutzlos
Es gebe inzwischen „ausreichend Kapazitäten an freien Intensivbetten und Beatmungsgeräten“, so Janssens. Das allein helfe aber nicht, „wenn wir kein Personal haben, um die Patienten zu versorgen“. Grob geschätzt fehlten bundesweit 3.500 bis 4.000 Fachkräfte für die Intensivpflege, sagte Janssens.
Auch Prof. Dr. Stefan Kluge, der Chef der Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), sieht das so. Im NDR-Podcast „Coronavirus-Update“ erklärte er: „Es wird keiner in Deutschland sterben, weil er kein Beatmungsbett bekommt. Das wird nicht passieren.“ Freie Intensivbetten gebe es derzeit genug – der Engpass sei das Personal.
Pro schwer erkranktem COVID-19-Patient wird eine Pflegekraft benötigt
Schon vor Corona habe es einen Fachkräftemangel in deutschen Kliniken gegeben, so Kluge. Wenn nun mehr COVID-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt werden müssen, müsse man Personal innerhalb der Klinik umverteilen „und das führt zu einer Leistungseinschränkung der übrigen Bereiche, das muss uns ganz klar sein.“
„Pro schwer krankem COVID-Patienten auf der Intensivstation wird eigentlich eine Pflegekraft benötigt“, skizzierte Dr. Susanne Johna, Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, die Lage. Sie rechnet damit, dass der Personalmangel in den Krankenhäusern bald massiv zutage tritt. „Sechs bis neun Prozent der Infizierten von heute werden in zwei Wochen im Krankenhaus behandelt werden müssen“, so Johnas Pronose.
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