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Neue Therapie gegen Glioblastom

Dienstag, 26. Februar 2019 – Autor: anvo
In der Chemotherapie des Glioblastoms gibt es Fortschritte: Forscher konnten zeigen, dass bei etwa einem Drittel der Patienten eine Form vorliegt, die besonders gut auf eine spezielle Art der Therapie anspricht.
Hirntumor, Glioblastom, Chemotherapie

Bei der Behandlung des äußerst aggressiven Glioblastoms gibt es Fortschritte – Foto: ©momius - stock.adobe.com

In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 7.000 Menschen an einem Hirntumor, etwa die Hälfte von ihnen an einem Glioblastom, einer besonders aggressiven Form der Erkrankung. Bis heute ist das Glioblastom unheilbar, doch es gibt Fortschritte bei Diagnostik und Therapie. Forscher haben nun herausgefunden, dass etwa ein Drittel der Patienten mit einem Glioblastom an einer Form der Erkrankung leidet, die besonders gut auf eine spezielle Chemotherapie anspricht. Eine entsprechende Studie, an der auch ein Mediziner des UK Essen maßgeblich beteiligt war, ist jetzt im Magazin Lancet erschienen.

Kombi-Therapie lässt Patienten länger überleben

129 Probanden nahmen an der Studie teil. Wie sich zeigte, konnte eine neue Kombinations-Chemotherapie diesen Patienten helfen: Sie lebten im Durchschnitt 17 Monate länger als Betroffene, die herkömmlich behandelt werdenn, fast 50 Prozent sogar noch vier Jahre und länger, nachdem sie die Diagnose bekommen hatten. Mit der Standardtherapie schafft das nur knapp jeder Dritte.

„Hier sind wir einen ganz entscheidenden Schritt in der Therapie des Glioblastoms weiter gekommen“, erklärt Prof. Dr. Martin Glas, Leiter der Abteilung Klinische Neuroonkologie an der Klinik für Neurologie am UK Essen und ergänzt: „ Die Studie haben wir an 17 Zentren in Deutschland durchgeführt und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.“

Neue Therapie hilft nicht allen Patienten

Für die Therapie werden die beiden Substanzen CCNU und Temozolomid kombiniert. Diese Kombination ist nach Angaben der Forscher gut verträglich, hilft allerdings nur Patienten mit einem sogenannten methyliertem MGMT-Promotor. „Das ist eine Genvariante bei Glioblastomen, die besonders auf Chemotherapie reagiert. Ob die Behandlung beim einzelnen Patienten tatsächlich eine Chance hat zu wirken, können wir vorher testen“, so Glas.

„Auch wenn wir den Patienten dank der neuen Erkenntnisse ein wenig Hoffnung machen können, liegt noch ein weiter Weg vor uns“, so der Experte weiter. Denn das Glioblastom gehöre wie der Bauchspeicheldrüsenkrebs zu den gefährlichsten Krebsarten. Häufig bildet sich der Tumor innerhalb kürzester Zeit bei Menschen im mittleren Lebensalter. Und trotz intensiver Behandlung aus Operation, Strahlen und Chemotherapie ist er bisher nicht heilbar.

Elektrische Wechselfelder machen ebenfalls Hoffnung

Nach der Einführung der Standardtherapie im Jahre 2005 brachte noch eine zweite Studie einen neuen Therapieansatz, der die Lebenszeit der Patienten verlängern kann: die zusätzliche Behandlung mit elektrischen Wechselfeldern. „Bei beiden Studien haben wir noch viele Fragen, aber die Daten sind vielversprechend und verbessern unsere Behandlungsmöglichkeiten.“, erklärt Glas. In der neuroonkologischen Abteilung in Essen werden daher schon jetzt Patienten im Rahmen individueller Heilversuche mit beiden Studienkonzepten behandelt.

Zudem beginnt in diesem Quartal eine neue Studie zum Einsatz elektrischer Wechselfelder, die auch das neue Kombinations-Chemotherapiekonzept berücksichtigt. Glas: „Die beiden einzigen positiven Studienkonzepte der letzten zehn Jahre zu verbinden, halte ich für den logischen nächsten Schritt. Es ist aber sicherlich auch sinnvoll, hier neue Konzepte der Immuntherapie zu integrieren.“

Foto: © momius - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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