Neu Antig-Aging Therapien setzen bei der Darmflora an

Die Darmflora wird mit dem Alter weniger aktiv. Ein möglicher Ansatz für neue Anti-Aging Therapien – Foto: ©Anatomy Insider - stock.adobe.com
Der Wunsch, den Alterungsprozess zu stoppen ist ein alter Menschheitstraum. Liegt der Schlüssel dazu vielleicht im Darm bzw. in seinen zahlreichen Mikroorganismen?
Professor Christoph Kaleta (Foto), Leiter der Arbeitsgruppe „Medizinische Systembiologie“ am Institut für Experimentelle Medizin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel forscht zum Thema Darmmikrobiom und Alter. Der Systembiologe ist überzeugt, dass mikrobiombasierte Therapien das Altern verlangsamen können.
Darmmikrobiom beeinflusst Alterungsprozess
Er und sein Team hatten festgestellt, dass sich das Mikrobiom, also die Darmflora, im alternden Körper opportunistisch verhält. Das bedeutet, dass es die Produktion von – für seinen Wirt vorteilhaften – Metaboliten reduziert und gleichzeitig seinen eigenen Verbrauch von Nährstoffen erhöht. „Diese verminderte Kapazität der Mikrobiota im Darm spielt eine zentrale Rolle für das Altern“, sagt Christoph Kaleta. Erkennbar werde das beispielsweise bei der Zellproliferation und Reparatur von DNA-Schäden.
Kaleta zufolge kann die Medizin das Wissen um die Veränderung des Mikrobioms nutzen, um dem Altern entgegenzuwirken. Hierfür haben er und sein Team bereits erste Experimente mit einigen Medikamenten durchgeführt, unter anderem mit dem Diabetes-Medikaments Metformin.
Metformin sei in der Lage, die Lebensspanne in einer Vielzahl von Organismen und möglicherweise auch im Menschen zu verlängern, erklärt der Forscher. Experimente mit Fadenwürmern und Studien mit hochbetagten Patienten hatten gezeigt, dass nach der Einnahme des Medikamentes das Mikrobiom aktiver ist.
Anti-Aging Therapien aus der Systembiologie?
Diese Experimente seinen nur ein erster Nachweis dafür, dass die Erforschung biologischer Mechanismen Alterserscheinungen verbessern oder gar reduzieren könne. „Das Mikrobiom, besonders im Darm, wird zunehmend als Modulator für die Gesundheit seines Wirts anerkannt, vor allem im Kontext des Alterns“, so Christoph Kaleta. „Wenn wir die mikrobiellen Gemeinschaften im menschlichen Körper verstehen, können wir auch die Pathomechanismen menschlicher Krankheiten besser verstehen – und das Mikrobiom nutzen, um sie zu behandeln.“ Damit könnte auch die Therapie von Alterserscheinungen entscheidend verändert werden.
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