Mythos Blutgruppe: Diese Unterschiede gibt es tatsächlich

Die Blutgruppe bestimmt zwar nicht die Persönlichkeit. Aber zwischen den vier Blutgruppentypen gibt es durchaus biologische Unterschiede
Schon mal von der „Blutgruppendiät“ gehört? Die Methode war vor Jahren ein Bestseller in den USA und fand auch in Deutschland viele Anhänger.
Richtig weit verbreitet sind Mythen um die Blutgruppe in Japan. Dort glauben viele, dass die Blutgruppe den Charakter bestimmt. Menschen mit Blutgruppe Null gelten zum Beispiel als neugierig, großzügig und hartnäckig. Menschen mit Blutgruppe AB sollen dagegen mysteriös und unberechenbar sein.
Blutgruppendeutung so richtig wie das Horoskop
Für Schulmediziner ist die Blutgruppendeutung mit dem Horoskop vergleichbar. „Solche Aussagen entbehren natürlich jeder wissenschaftlichen Grundlage: Blutgruppen sagen nichts über den Charakter aus“, erklärt Professor Hermann Eichler vom Institut für Klinische Hämostaseologie und Transfusionsmedizin an der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar. Auch auf den Diäterfolg habe die Blutgruppe keinen Einfluss, sagt der Experte mit Blick auf die sogenannte Blutgruppendiät. Nach dieser Theorie gelten Menschen mit der Blutgruppe Null als Höhlenbewohner-Typ und benötigen daher mehr Fleisch benötigen als andere. „Diese Aussage ist wissenschaftlich nicht belegt. Es gibt auch keinen Grund, warum Menschen mit Blutgruppe A sich vegetarisch ernähren und Menschen mit Blutgruppe B Milchprodukte bevorzugen sollten“, so der Experte.
Biologisch gibt es Unterschiede zwischen den A B und Null Blutgruppen
Doch ganz so bedeutungslos ist es nicht, ob jemand die Blutgruppe A, B oder Null hat. Menschen mit der Blutgruppe Null gelten als Universalspender, das heißt diese Blutgruppe ist mit anderen Blutgruppen kompatibel. „Die roten Blutkörperchen dieser Spender können in der Regel an jeden Menschen transfundiert werden, egal welche AB0-Blutgruppe er geerbt hat“, erläutert Eichler. Darum seien Menschen mit Blutgruppe Null als Blutspender sehr begehrt.
Umgekehrt gilt das aber nicht: Menschen mit Blutgruppe Null können nur Blut der eigenen Blutgruppe erhalten. In ihrem Blut sind nämlich Antikörper gegen die Merkmale A und B vorhanden, die die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) dieser Blutgruppen erkennen und sich an sie binden mit der negativen Folge einer Zerstörung dieser Blutzellen.
Dagegen sind Menschen mit der Blutgruppe AB „Universalempfänger“. Das heißt sie können auch Blutspenden von anderen Blutgruppen empfangen.
Unterschiedliche Erkrankungsrisiken
Und es gibt noch weitere Unterschiede zwischen den Blutgruppen: So erkranken Menschen mit Blutgruppe Null seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dafür leiden sie häufiger unter Magenbeschwerden.
Menschen mit der Blutgruppe AB haben dagegen seltener Bluthochdruck und bei Menschen mit der Blutgruppe B kommt es seltener zu Infektionen mit Noroviren, ihr Risiko, sich mit Malaria zu infizieren, ist jedoch etwas erhöht.
„Die Ursachen für diese möglichen Anfälligkeiten beziehungsweise Widerstandsfähigkeiten bei bestimmten Krankheiten sind aktuell nicht bekannt“, sagt Eichler.
Da die Blutgruppeneigenschaften nicht nur auf den Erythrozyten, sondern auf den meisten Zellen des Körpers vorhanden sind, beeinflussen sie möglicherweise die Bindung von Krankheitserregern und den Stoffwechsel. Auch eine Auswirkung auf das Krebswachstum, hält der Mediziner für möglich: „Die Krankheitsrisiken sind jedoch gering und Unterschiede in der Lebenserwartung deshalb kaum zu erwarten.“
Viele Menschen kennen ihre Blutgruppe gar nicht, da eine Blutgruppenbestimmung keine Kassenleistung ist. Wer Blut spendet erfährt seine Blutgruppe automatisch.
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