
In Deutschland werden zu vielen MRT-Untersuchungen vorgenommen
Eine Magnetresonanztomografie (MRT) ist teuer und kostet Zeit und Nerven. Und 50 Prozent aller MRT-Untersuchungen sind sogar völlig überflüssig oder führen – was noch schlimmer ist – zur Überdiagnostik, die weitere unnötige Behandlungen nach sich ziehen kann. Und das ist wiederum mit Kosten für das Gesundheitswesen und Nebenwirkungen für den Patienten verbunden.
Dass tatsächlich zu viele MRT-Untersuchungen durchgeführt werden, hat jetzt eine kanadische Forschergruppe bestätigt. Die Wissenschaftler um den Radiologen Derek Emery aus Alberta untersuchten den Nutzen von MRT-Überweisungen, weil diese in den vergangenen Jahren immer häufiger geworden sind. Für ihre Studie betrachteten sie fast 1000 MRT-Aufnahmen. Als „angemessen“ erwiesen sich nur 443 Untersuchungen. 285 waren von fraglichem Wert, und in 272 Fällen konnten die Experten gar keinen Nutzen der MRT erkennen.
MRT bei Rückenbeschwerden oft überflüssig
Die meisten Überweisungen zum MRT wurden vom Hausarzt vorgenommen, und nur in 33,9 Prozent dieser Fälle war das den Beschwerden tatsächlich angemessen. Sinnvolle Überweisungen waren dagegen häufiger von Neurochirurgen gekommen. Hier waren 75,7 Prozent der gewünschten MRT-Untersuchungen auch wirklich notwendig gewesen.
Andere Werte zeigten allerdings die MRT-Untersuchungen im Kopfbereich. Als angemessen erwiesen sich hier 82,8 Prozent der Fälle. Als fraglich wurden 8,2 Prozent, als überflüssig neun Prozent der Untersuchungen eingestuft. Auch hier waren Allgemeinmediziner mit 53,1 Prozent die Hauptüberweiser. 10,4 Prozent ihrer Überweisungen zum Kopf-MRT waren unangemessen. Damit lag die Quote der angemessenen Untersuchungen hier höher als bei den Rückenbeschwerden.
Zahl der MRT-Untersuchungen explodiert
„Die hohe Rate nicht angebrachter oder nur fraglich indizierter MRT überrascht uns nicht“, kommentieren Emery und seine Kollegen die Ergebnisse ihrer Studie. Schließlich habe die Zahl von Tomografien der Wirbelsäule in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen. Dabei sei erwiesen, dass besonders bei Rückenbeschwerden MRT-Befunde und klinischen Symptome häufig nicht miteinander korrelierten. Andererseits, so wandten die Forscher ein, könnte es auch sein, dass ein großer Teil der Patienten, bei denen ein MRT angezeigt wäre, diese Untersuchung nicht erhielten. Um dies nachzuweisen, müsste eine weitere Studie vorgenommen werden.
Die Magnetresonanztomografie – auch Kernspin-Tomografie – ist im Gegensatz zum Röntgen oder zur Computertomografie nicht mit einer Strahlenbelastung verbunden. Allerdings ist die Untersuchung trotzdem nicht immer ganz unschädlich. Da viele Patienten in der engen Röhre unter Klaustrophobie leiden, werden sie oft während der Untersuchung mit Beruhigungsmitteln behandelt. Zudem kann das Kontrastmittel, das bei manchen MRT-Untersuchungen verabreicht wird, zu unangenehmen Nebenwirkungen führen.
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