Kontrastmittel können DNA-Schäden bei CT verstärken

Kontrasmittel können die Bildgebung verbessern – Foto: Bergringfoto - Fotolia
Wird bei einer Computertomografie oder anderen radiologischen Untersuchungen ein Kontrastmittel gespritzt, kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen, die jedoch meist harmlos sind und schnell vorübergehen. Häufig spüren die Patienten nur ein vorübergehendes Kribbeln oder Wärmegefühl im Körper; einige reagieren auch mit Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Schwere Nebenwirkungen, wie allergische Reaktionen oder eine Beeinträchtigung der Nieren- oder Schilddrüsenfunktion, sind hingegen seltener.
Nun hat eine neue Studie gezeigt, dass es zu diesen Nebenwirkungen noch zu anderen unerwünschten Folgen durch Kontrastmittel kommen kann. Demnach können intravenös applizierte jodhaltige Kontrastmittel die bekannten strahleninduzierten Schäden an der DNA, die bei einer Computertomografie auftreten, verstärken. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Untersuchung, die von Forschern um Dr. Eike I. Piechowiak von der Philipps Universität Marburg zusammen mit Kollegen des Inselspitals in Bern durchgeführt wurde. Die Studie bestätigt Ergebnisse von früheren in-vitro-Untersuchungen.
Kontrastmittel absorbieren Strahlung stärker
Für ihre Studie nutzten die Forscher ein etabliertes Verfahren, die Messung des phosphorylierten Histons H2AX. H2AX kommt in den Zellkernen vor und dient der Stabilisierung der DNA. Bei bestimmten DNA-Schäden wird H2AX durch Kinasen phosphoryliert und bildet Komplexe um den beschädigten Abschnitt. Solche Komplexe sind also Indikatoren für DNA-Schäden und können mittels Immunfluoreszenz-Mikroskopie sichtbar gemacht werden.
An der Studie nahmen 245 Patienten teil, die eine Lungen-CT erhalten sollten – zum Teil mit und zum Teil ohne Kontrastmittel. Es zeigte sich, dass die Kontrastmittelgabe die messbaren CT-bedingten DNA-Schäden signifikant erhöhte. Die Studienautoren erklären dies unter anderem damit, dass Kontrastmittel viel dichter sind als die umgebenden Weichteile und daher mehr Strahlung absorbieren. Nach Ansicht der Forscher sollte daher in Zukunft die Verwendung von Kontrastmitteln noch gründlicher erwogen werden als bisher.
Chancen und Risiken abwägen
Kontrastmittel verbessern die Darstellung von Strukturen und Funktionen des Körpers bei radiologischen Verfahren wie Röntgen, Computertomografie, Magnetresonanztomografie oder Sonografie. So werden beispielsweise beim Röntgen die Strahlen vom Kontrastmittel stärker absorbiert als vom umliegenden Gewebe. So können einzelne Strukturen genauer abgebildet werden.
Bei der Gabe von Kontrastmitteln gilt immer die Nutzen-Schaden-Abschätzung. So könnte es zu einem größeren Schaden für den Patienten kommen, wenn aufgrund der Sorge vor DNA-Schäden und einem damit möglicherweise verbundenen Krebsrisiko auf eine Kontrastmittelgabe verzichtet wird und es dadurch zu Fehldiagnosen kommt. Dennoch raten die Autoren der aktuellen Studie dazu, Kontrastmittel wirklich nur dann einzusetzen, wenn sie unbedingt notwendig sind.
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