Morbus Crohn: Neue Wirkstoffe vor der Zulassung

Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung – Foto: DOC RABE Media - Fotolia
Anhaltender Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen: Über 400.000 Menschen in Deutschland leiden an Morbus Crohn, viele von ihnen bereits seit dem jungen Erwachsenenalter. Sie gehört zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, deren Ursache unbekannt ist und die bislang weder durch Medikamente noch durch eine Operation geheilt werden können.
Die Erkrankung verläuft in Schüben, in denen die Patienten Kortison benötigen, das aber die Entzündung nicht immer ausreichend dämpfen kann. Seit einigen Jahren behandeln Gastroenterologen die Patienten zudem mit Antikörpern, die gezielt in die Entzündungsreaktion eingreifen.
Morbus Crohn: Zwei neue Wirkstoffe vor der Zulassung
„Diese Mittel haben die Behandlungsergebnisse vieler Patienten verbessert“, sagt Prof. Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin. „Es gibt jedoch Patienten, die nicht auf die Therapien ansprechen oder bei denen die Wirkung im Alter nachlässt. Für diese Gruppe benötigen wir neue Wirkstoffe.“ Zwei neue Medikamente, die sich in Studien als wirksam erwiesen, könnten demnächst zugelassen werden.
Hohe Erwartungen setzt die Expertin derzeit auf Ustekinumab. Der Wirkstoff ist seit Februar 2009 zur Behandlung der Schuppenflechte zugelassen und hat sich dort als sicher erwiesen. Schon vor drei Jahren hatte eine klinische Studie gezeigt, dass das Mittel bei Patienten mit Morbus Crohn einen Schub beenden und danach die entzündungsfreie Phase aufrechterhalten kann. Inzwischen ist die klinische Entwicklung abgeschlossen. Experten rechnen damit, dass Ustekinumab im nächsten Jahr auch zur Behandlung des Morbus Crohn zugelassen wird.
Morbus Crohn: Körpereigene Entzündungskontrolle verbessern
Einen neuartigen Behandlungsansatz verspricht darüber hinaus der Wirkstoff Mongersen. „Bei Patienten mit Morbus Crohn sind bestimmte Proteine besonders aktiv, die antientzündliche Botenstoffe blockieren“, erläutert Siegmund. Die Wirkung antientzündlicher Botenstoffe ist deshalb so wichtig, weil sie Entzündungsvorgänge bei Morbus Crohn verringern könnten.
„Der Wirkstoff Mongersen sorgt dafür, dass die Zellen keine Proteine mehr produzieren, die Botenstoffe blockieren. Somit verbessert sich die Entzündungskontrolle durch einen körpereigenen Mechanismus.“ Eine 2015 veröffentlichte Studie konnte zeigen, dass das Medikament bei Patienten mit Morbus Crohn und Befall des letzten Abschnitts des Dünndarms wirksam ist.
„Wir setzen uns dafür ein, dass die neuen Behandlungsmöglichkeiten den Patienten bald zur Verfügung stehen“, erklärt DGVS-Expertin Siegmund. Neue Therapiestrategien sind 2016 das zentrale Thema des Aktionstages Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, der anlässlich des „World Inflammatory Bowel Disease“-Tages am 19. Mai stattfindet.
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