Mehrheit der Ärzte bietet schon 25 Stunden Sprechzeit pro Woche an

Spahn will niedergelassen Ärzten 25 Stunden Sprechzeit pro Woche verordnen.
Um die Wartezeiten auf einen Arzttermin für Kassenpatienten zu verkürzen, will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Sprechzeiten von jetzt 20 auf mindestens 25 Stunden pro Woche erhöhen. Über ein entsprechendes Gesetzt berät heute der Deutsche Bundestag.
Die Kassen begrüßen den Gesetzesentwurf. „Die Mindestsprechstundenzahl gesetzlich auf 25 Wochenstunden zu erhöhen ist absolut richtig und notwendig“, sagt Johann-Magnus v. Stackelberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes.
75 Prozent kommen über die 25 Wochenstunden
Gerade hat der Verband die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage unter niedergelassenen Ärzten vorgelegt. Daraus geht hervor, dass in Einzelpraxen im Schnitt 29 Stunden pro Woche Sprechzeit angeboten wird – also deutlich mehr als Spahn fordert.
Hausärzte arbeiten demnach mit mehr als 30 Wochenstunden am längsten. Gynäkologen kommen auf 29 Stunden pro Woche, Orthopäden, Augen- und Kinderärzte auf 28 und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte im Schnitt auf 27 Wochenstunden. Die Angaben beziehen sich jeweils auf die durchschnittlichen Sprechstunden pro Woche inklusive Hausbesuche in den befragten Einzelpraxen mit Vollzulassung.
Nur jede vierte Einzelpraxis bietet weniger als 25 Stunden Sprechzeit an. Acht Prozent kommen auf weniger als 20 Sprechstunden pro Woche. So bieten beispielweise 30 Prozent der Augenärzte in Einzelpraxen weniger als 25 Sprechstunden pro Woche an. In der Fachgruppe der Gynäkologen bleibt gut jeder Fünfte unter dieser Marke.
Bürokratie wurde nicht berücksichtigt
„Die Umfrage zeigt, dass Ärzte schon heute im Schnitt deutlich mehr als 25 Wochenstunden Sprechzeit anbieten“, sagt v. Stackelberg, „Gleichzeitig machen die Zahlen aber auch deutlich, dass es durchaus einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an Ärzten gibt, der weniger als 25 oder gar 20 Wochenstunden Sprechzeit für die Versicherten anbietet.“ Darum sei Spahns Vorstoß richtig und wichtig.
Für die Erhebung hat das Forsa-Institut im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes 1.400 niedergelassene Haus-, Kinder- und Fachärzte nach ihren Sprechzeiten befragt. Rund die Hälfte waren Haus- und Kinderärzte.
Was die Umfrage nicht berücksichtigt, ist der Papierkram drum herum. Laut dem aktuellen Bürokratieindex gehen in einer durchschnittlichen Praxis 60 Tage pro Jahr für bürokratische Aufgaben drauf. Das entspricht insgesamt rund 54,5 Millionen Nettoarbeitsstunden.
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