Bürokratieindex zeigt wachsende Belastung für Ärzte

Ein Bürokratieabbau von 25 Prozent, würde 4.000 zusätzlichen Ärzten entsprechen
Für niedergelassene Ärzte wird es immer schwerer, einen Praxisnachfolger zu finden. Das hat viel mit dem demografischen Wandel zu tun. Aber auch die Bürokratie dürfte auf viele junge Mediziner abschreckend wirken, eine Arztpraxis zu übernehmen.
So zeigt der aktuelle Bürokratieindex für Ärzte und Psychotherapeuten der Kassenärztlichen Vereinigungen, dass der bürokratische Aufwand nicht etwa schrumpft, sondern weiter wächst. Demnach sind die Bürokratielasten in 2018 nochmals um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das heißt, Ärzte verbringen knapp 323.000 Stunden mehr mit bürokratischen Aufgaben als noch 2017. Damit setzt sich der Trend zu mehr Bürokratie auch in diesem Jahr weiter fort.
Ärzte verbringen jährlich 55 Millionen Stunden am Schreibtisch
Laut Bürokratieindex gehen in einer durchschnittlichen Praxis 60 Tage pro Jahr für bürokratische Aufgaben drauf. Das entspricht insgesamt rund 54,5 Millionen Nettoarbeitsstunden. „Ärzte wünschen sich mehr Zeit für ihre Patienten und weniger Zeit am Schreibtisch. Daher betrachten wir die Entwicklung mit Sorge“, kommentiert Dr. Thomas Kriedel, Mitglied des Vorstands der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV die aktuellen Zahlen. Erhoben wurden sie von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM).
Mehr ältere Patienten – mehr Bürokratie
Der demografischen Wandel ist demnach der Hauptfaktor für die wachsende Bürokratie. „Ältere und mehrfacherkrankte Patienten gehen öfter zum Arzt und benötigen mehr ärztliche Leistungen. Dadurch erhöht sich auch der bürokratische Aufwand“, erläutert Kriedel. So schlagen neben der allgemeinen Patientendokumentation und dem Datenaustausch mit Kollegen vor allem die Verordnungen für häusliche Krankenpflege, für Heilmittel und zur Krankenbeförderung zu Buche.
Krankschreibungen fressen Zeit
Ein weiterer Zeitkiller sind Krankschreibungen. Um Patienten sogenannte Bescheinigungen zur Arbeitsunfähigkeit (AU) auszustellen, wenden Ärzte 4,9 Millionen Arbeitsstunden im Jahr auf. Laut Bürokratieindex gibt es auch hier ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr, da die Zahl der Beschäftigten in Deutschland stetig steigt.
Es gibt aber auch Bereiche, in denen der bürokratische Aufwand gesunken ist. Etwa bei der Informationspflicht „Erhebung von Daten im Ersatzverfahren“. Durch bessere elektronische Gesundheitskarten und Lesegeräte wird die manuelle Erfassung seltener erforderlich. Erleichterungen gab es auch durch den Wegfall der „Überweisung zum Durchgangsarzt“ und des „Behandlungsausweises“ für Opiatabhängige.
Unterm Strich hat das Minus in diesen Bereichen aber nicht zu weniger Bürokratie geführt. Und das in Zeiten, wo es vielerorts sowieso schon an Ärzten mangelt.
Bürokratieabbau gegen den Ärztemangel
Dem Bürokratiemonster möchte die KBV entgegenwirken und fordert einen nachhaltigen und aktiven Bürokratieabbau. Hierfür sei ein verbindliches Abbauziel von 25 Prozent nach Vorbild der Bundesregierung sinnvoll. „Ein solcher Abbau entspricht einer Summe von insgesamt rund 13 Millionen Stunden pro Jahr oder 15 Arbeitstagen je Praxis. „Zeit, die zusätzlich für die Versorgung der Patienten zur Verfügung steht“, meint Kriedel „Letztlich wäre dies gleichzusetzen mit einem Plus von über 4.000 Ärzten.“
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