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Mehr Geld in das Gesundheitssystem zu stecken erzeugt nicht mehr Gesundheit. Das zeigt der Vergleich Deutschland-Dänemark. Zahlen dazu lieferte Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin, auf einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).
Die Ampel-Koalition hat eine Krankenhaus-Reform auf die Agenda gesetzt, erwogen wird, die Zahl der Kliniken zu reduzieren und mehr ambulant zu behandeln. Busse ist Mitglied der vom Gesundheitsministerium eingesetzten Planungs-Kommission.
Viel mehr Klinikpatienten am Tag als in Dänemark
So untermauert Busse den Reformbedarf: An einem durchschnittlichen Tag (vor Corona) gab es in Deutschland drei Millionen ambulante Arzt-Patienten-Kontakte und 380.000 Patienten im Krankenhaus (plus 120.000 freie Betten). Der dänischen Krankenhaus-Struktur folgend gäbe es nur 160.000 Klinik-Patienten. Insgesamt liegen die Ausgaben für ambulante und stationäre Behandlungen in Deutschland 20 Prozent über dem EU-Schnitt.
Das überproportionale Mehr an Krankenhausfällen im Vergleich zu Dänemark lässt sich nicht mit dem vergleichsweise geringeren Mehr an Krankheitslast begründen. Dies habe vielmehr mit der höheren Zahl an verfügbaren Krankenhaus-Betten zu tun, vermutet der Mediziner.
Unnötige Klinikaufenthalte binden Personal
Geschaut nach Neuerkrankungen ist die Chance, ins Krankenhaus zu kommen, 1,7 bis 3,1 mal höher als im EU-Vergleich, jeweils abhängig von der Art der Erkrankung (Kreislauf, Krebs, Bewegungsapparat). Viele Häuser mit vielen Patientenbetten führten demnach zu oftmals unnötigen Krankenhausfällen.
Ärzte und Pfleger würden so unnötig gebunden, was die Behandlungs- und Pflege-Qualität für die "echten" Patienten reduziere. Denn durch die höhere Zahl an Patienten ist der Personalschlüssel schlechter als in anderen EU-Ländern. In Dänemark gibt es drei und 3,5 Mal mehr medizinisches und pflegerisches Personal pro Bettentag als in Deutschland.
Mehr Geld bringt nicht mehr Gesundheit
Viele kleinere Häuser seien nicht adäquat ausgestattet. Nicht alle haben zum Beispiel eine für Schlaganfall-Patienten wichtige Stroke Unit. Die kleineren Kliniken seien wichtig für die wohnortnahe Versorgung, lautet ein Argument. Doch die ist in Flächenländern ohnehin nicht für alle Bewohner möglich, hat Busse nach Wegstrecken in Mecklenburg-Vorpommern ausgerechnet.
Wenn die Qualität der Klinik gut ist, lohne sich auch eine Anfahrtszeit von 45 Minuten. Ist der Patient dann vor Ort, zeichne sich das dänische System durch mehr Schnelligkeit und eine bessere Facharzt-Verfügbarkeit aus. Berachtet man die Todesfälle 30 Tage nach Krankenhauseinweisung liegt Dänemark auf Platz eins mit den wenigsten Fällen, Deutschland noch hinter dem EU-Schnitt auf Platz 23. Das sind hierzulande 9.000 Sterbefälle mehr im Jahr - und zeigt: Mehr Geld bringt nicht mehr Gesundheit.