Viele Menschen glauben, dass Mandelentzündungen hauptsächlich Kinder betreffen. Doch auch Erwachsene leiden häufig unter der schmerzhaften Erkrankung. Während bei Kindern meistens Viren die Auslöser sind, werden Mandelentzündungen bei Erwachsenen oft durch Bakterien hervorgerufen. Häufig helfen dann nur noch eine Antibiotikatherapie oder eine Operation.
Mandeln entfernen: sinnvoll oder nicht?
Allerdings treten bei einigen erwachsenen Patienten auch nach einer Entfernung der Mandeln (in der Fachsprache als Tonsillektomie bezeichnet) schwere Halsentzündungen auf. Der Nutzen der Mandeloperation war daher bisher umstritten. Nun haben finnische Forscher gezeigt, dass operierte Patienten insgesamt weniger Beschwerden aufwiesen. Zudem mussten sie seltener zum Arzt und hatten weniger Fehlzeiten bei der Arbeit.
Weniger Tage mit Halsschmerzen
Die Forscher haben den Nutzen einer Tonsillektomie untersucht, indem sie operierte und nicht operierte Patienten mit rezidivierenden Pharyngitiden verglichen. Dabei zeigte sich,
- dass in der Gruppe der operierten Patienten innerhalb der folgenden fünf bis sechs Monate noch 39 Prozent leichte Halsschmerzen hatten
- in der Gruppe der Patienten ohne Mandelentfernung waren es 80 Prozent.
- Einen Arzt suchten deshalb vier Prozent derjenigen auf, denen die Mandeln entfernt worden waren, aber 43 Prozent der Studienteilnehmer, die nicht operiert worden waren.
Insgesamt reduzierte sich durch die Mandelentfernung die Anzahl der Tage mit Halsschmerzen, Fieber, Rhinitis und Husten signifikant.
Nach der Operation verspürten die Patienten zwar noch über zwei Wochen Halsschmerzen. Insgesamt waren sie aber mit dem Ergebnis zufrieden, und keiner von ihnen bereute die Operation. Nach Ansicht der Studienautoren kann daher für Erwachsene, die öfter als dreimal im Jahr wegen einer Mandelentzündung erkrankt sind, eine Entfernung der Mandeln sinnvoll sein. Allerdings sollten die möglichen Risiken einer Operation immer gegen den Nutzen abgewogen werden.
Mandeln werden seltener entfernt
Eine Mandelentzündung zeigt sich hauptsächlich durch starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Zusätzlich können Fieber, Kopfschmerzen und ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten. Kinder und Jugendliche zwischen dem fünften und 15. Lebensjahr erkranken am häufigsten. Eine leichte Mandelentzündung kann mit antientzündlichen und abschwellenden Medikamenten behandelt werden. Bei bakteriellen Formen sind Antibiotika das Mittel der Wahl.
Zu wenig Mandel-Operationen
Bei Komplikationen oder bei chronischen Mandelentzündungen kann es sinnvoll sein, die Mandeln operativ zu entfernen. Als Argument gegen eine Operation wird jedoch häufig angeführt, dass die Mandeln wichtig für das Immunsystem seien. Experten sind jedoch der Meinung, dass bei einem ausgereiften Immunsystem die Wächterfunktion der Gaumenmandeln nicht mehr so wichtig sei. Sie beklagen, dass – nachdem früher tendenziell zu oft operiert wurde – heute eher das Gegenteil der Fall ist.
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