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Long-Covid-Patienten: Viermal so lange krankgeschrieben wie der Durchschnitt

Freitag, 2. Juli 2021 – Autor:
Für viele Covid-19-Patienten ist die Krankheit auch nach einer überstandenen Infektion nicht vorbei. Das zeigt eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Trotz einer erfolgreichen Behandlung im Krankenhaus fehlten Long-Covid-Patienten in den darauf folgenden neun Monaten 61 Tage krankheitsbedingt am Arbeitsplatz. Das ist viermal so viel wie der Durchschnitt der Erwerbstätigen.
Patient mit Coronamaske

Unter den gesundheitlichen Folgekrankheiten einer an sich gut überstandenen Corona-Infektion liegen Probleme mit den Atemwegen mit Abstand auf Platz eins. – Foto: AdobeStock/Konstantin Yuganov

Herz-Kreislauf, Psyche, Stoffwechsel: Covid-19-Patienten leiden trotz einer gut überstandenen Krankenhausbehandlung häufig noch monatelang an Folgeproblemen der Infektionskrankheit, dem sogenannten Long-Covid-Syndrom. Das zeigt eine Langzeitauswertung von Behandlungsdaten von AOK-Versicherten durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO). In den ersten neun Monaten nach Entlassung aus dem Krankenhaus war dieser Personenkreis mit 61 Fehltagen rund viermal so lange krankgeschrieben wie der Durchschnittder Erwerbstätigen insgesamt.

Covid-19: Mittel- und langfristige Gesundheitsfolgen

„Die Ergebnisse zeigen, dass eine schwere Covid-19-Erkrankung auch mittel- und längerfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten haben kann und dass diese Beschäftigten auch im weiteren zeitlichen Verlauf noch überdurchschnittlich lange an ihrem Arbeitsplatz fehlen“, kommentiert Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO, die Resultate der Analyse. Angesichts der Ausbreitung der neuen „Delta-Variante“ des Coronavirus gelte es, weiterhin vorsichtig zu bleiben und die Gesundheit der Beschäftigten durch entsprechende Maßnahmen in den Betrieben zu schützen.

Knapp 9 Prozent: Schwerer Covid-19-Verlauf

Von den 14,7 Millionen AOK-versicherten Beschäftigten erhielten im Zeitraum von März 2020 bis März 2021 mehr als 241.000 Beschäftige oder 1,6 Prozent eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, weil sie positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Knapp 21.000 oder 8,7 Prozent dieser krankgeschriebenen Beschäftigten mussten wegen eines besonders schweren Verlaufs im Krankenhaus behandelt werden. Diese Zahlen mögen auf den ersten Blick moderat wirken. Trotzdem kommen die Experten des WIdO zu dem Schluss: „Auch wenn nur vergleichsweise wenige Beschäftigte davon betroffen sind, zeigen sich in der aktuellen Auswertung des WIdO schwerwiegende Auswirkungen von Covid-19 auf die Gesundheit der erwerbstätigen Bevölkerung.“

Häufigste Form von „Long Covid": Atemwegsprobleme

Hauptgrund für Fehlzeiten von Erwerbstätigen im Anschluss an eine Krankenhausbehandlung wegen Covid-19 waren Atemwegserkrankungen. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der sieben am häufigsten vorkommenden Diagnosegruppen des sogenannten Long-Covid-Syndroms. Bei all diesen Formen von Covid-19-Folgen lagen die Fehlzeiten der WIdO-Analyse zufolge „deutlich über dem Vergleichswert aller Beschäftigten mit mindestens einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung“.

Die sieben häufigsten Long-Covid-Diagnosegruppen

  1. Erkrankungen des Atmungssystems 27,1 Fehltage
  2. infektiöse und parasitäre Krankheiten: 9,6 Fehltage
  3. Herz- und Kreislauf-Erkrankungen: 9,5 Fehltage
  4. psychische Erkrankungen: 7,7 Fehltage
  5. Erkrankungen des Nervensystems: 6,8 Fehltage
  6. Stoffwechsel-Erkrankungen: 5,6 Fehltage
  7. Erkrankungen des Verdauungssystems: 3,3 Fehltage

(Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK/WIdO)

Bereits im April hatte eine Studie des Universität London ergeben, dass viele Covid-19-Patienten auch nach einer Genesung an anhaltenden Symptomen leiden. Zwei Drittel der Patienten waren demnach noch Monate nach einem Auskurieren einer Corona-Infektion nicht voll arbeitsfähig.

Hauptkategorie: Corona
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