Kurz vor dem Tod vom Pflegeheim ins Krankenhaus

AOK Report über Pflegeheime: Viele Sterbende werden gegen ihre Wunsch ins Krankenhaus eingewiesen – Foto: © Adobe Stock/ ake1150
Aus verschiedenen Untersuchungen ist bekannt, dass Pflegeheime ihre Bewohner viel zu oft ins Krankenhaus überweisen. Dass dies auch am Lebensende Gang und Gäbe ist, zeigt der Pflege-Report 2022 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Danach sind 56 Prozent der Pflegeheimbewohnenden in ihren letzten zwölf Lebenswochen mindestens einmal in eine Klinik überwiesen worden. Und in der letzten Lebenswoche verbrachten 33 Prozent mindestens einen Tag im Krankenhaus. Die Zahlen beziehen sich auf die Jahre 2018 und 2019 und betreffen ausschließlich AOK-Versicherte.
„Nicht im Interesse der Sterbenden“
Ergänzt wurde die Analysen der AOK-Abrechnungsdaten um eine Befragung von 550 Pflegekräften aus den Heimen. „Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass viele Bewohnende am Lebensende in ein Krankenhaus eingewiesen werden, obwohl dies nach ihrer Einschätzung nicht im besten Interesse der Versterbenden ist“, schreiben die Autoren des Reports. Dabei gab die deutliche Mehrheit der Befragten an, dass sich das Behandlungsteam auf „Druck der Angehörigen“ für belastende oder lebensverlängernde Behandlungen entschieden habe, obwohl die Patientenverfügung ein anderes Vorgehen nahegelegt hätte. Die Befragung bekräftigt einmal mehr die Diskrepanz zwischen Versorgungswunsch und –wirklichkeit - aus welchen Gründen auch immer.
Jeder fünfte Pflegebedürftige ist unter 60
Insgesamt enthält der Pflege-Report 16 Fachbeiträge zur häuslichen und stationären Pflege. Ein Schwerpunkt ist die Versorgung von Pflegebedürftigen, die nicht aus Altergründen gepflegt werden müssen. Hierzu zählen Menschen mit speziellen Grunderkrankungen wie beispielsweise frühen Demenzen, Beatmungspflicht oder mit Behinderungen. Fast ein Fünftel der Pflegebedürftigen ist noch keine 60 Jahre alt. Darunter sind auch Kinder und Jugendliche.