Die Krebsforschung setzt Antikörper schon länger als Transport-Vehikel für Radionuklide ein. Ein Stolperstein war ihre große molekulare Masse. „Dadurch zirkulieren sie zu lange im Körper, bevor sie zu den erkrankten Zellen gelangen“, sagt Dr. Holger Stephan vom Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR). Dadurch bekommen auch gesunde Organe Strahlung ab. Und es erschwert die genaue Lokalisierung des Tumors, da die Bildgebung unschärfer werde.
Mit Kollegen der Universität Zürich und der Ruhr-Universität Bochum erprobten die HZDR-Forscher die Strategie des Pre-Targeting: Der Antikörper wird vorausgeschickt und kundschaftet die Tumorzellen aus. Deren Position teilt er den Truppen mit, die mit radioaktiven Stoffen direkt dorthin gelangen.
Krebs: Antikörper binden sich an Tumor
Als Späher fungiert der Antikörper Cetuximab, der an den Rezeptor des Epidermalen Wachstumsfaktors (EGFR) bindet. Dieses Molekül wird bei verschiedenen Tumorarten verstärkt gebildet oder liegt in mutierter Form vor. Der Antikörper wurde mit Peptid-Nukleinsäuren (PNA) kombiniert.
Tumortragenden Mäusen wurden PNA-EGFR-Antikörper injiziert, dann das PNA-Gegenstück, das mit der radioaktiven Substanz Technetium-99m markiert war. Tomografische Aufnahmen zeigten, dass sich beide Teile schnell fanden. Der Tumor konnte deutlich visualisiert werden. Die radioaktiv markierten Sonden verschwanden nach 60 Minuten wieder aus dem Blutkreislauf.
Bewährt sich das Verfahren, könnten laut Stephan so therapeutisch wirksame radioaktive Substanzen zum Tumor transportiert werden und ihn von innen bestrahlen. Bis es bei Menschen eingesetzt werden kann, werde aber noch einige Zeit vergehen.
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