Jod kann möglicherweise Brustkrebsrisiko senken
Dass Jodmangel zu Problemen mit der Schilddrüse führen kann, ist hinlänglich bekannt. Weniger verbreitet ist die These, dass sich die Höhe der Jodzufuhr auch auf das Brustkrebsrisiko auswirken kann. Epidemiologische Daten führten schon vor einigen Jahren zu der Vermutung, dass es diese Wirkung von Jod geben könnte, denn in Ländern Südostasiens erkranken Frauen etwa fünfmal seltener an Brustkrebs als beispielsweise in Europa. Forscher vermuten, dass dies nicht nur mit dem Verzehr von Soja, sondern auch mit der erhöhten Zufuhr von Jod zusammenhängen könnte, da die Menschen in Südostasien grosse Mengen Seetang, Meeresalgen und Fisch zu sich nehmen, die einen hohen Jodgehalt haben.
Jod gegen Brustkrebs?
Tierexperimentelle Studien haben diesen Zusammenhang schon vor einiger Zeit untermauert. Bei einer erhöhten Zufuhr von Jod über die Nahrung konnte das Auftreten von Mammakarzinomen bei weiblichen Ratten um 70 Prozent reduziert werden. Zudem wurden bereits bestehende Tumore unter der Gabe von hohen Joddosen kleiner. Letzteres wurde nun durch eine klinische Pilotstudie des Münchner Endokrinologe Professor Roland Gärtner bestätigt. Es konnte gezeigt werden, dass bei Patientinnen, die an Brustkrebs erkrankt waren, nach einer vierwöchigen Gabe von vier Milligramm Jod pro Tag die Wachstumsrate der Tumore um 50 Prozent reduziert war. Gleichzeitig waren signifikant mehr Karzinomzellen abgestorben als vor der Jodgabe. Eine erhöhte Jodzufuhr könnte also nicht nur ein vielversprechender Ansatz zur Prävention von Brustkrebs sein, sondern auch als adjuvante Therapie bei bereits bestehenden Mammakarzinomen geeignet sein.
Professor Gärtner vermutet, dass es zwischen dem Pathomechanimus von Schilddrüsenerkrankungen und dem von Brustkrebs eine Gemeinsamkeit gibt. Bestimmte Stoffwechselprodukte des Jods scheinen sowohl das Wachstum von Schilddrüsenzellen als auch das von Krebszellen zu hemmen. Die genauen Zusammenhänge sind allerdings noch unerforscht. Zwar wurde in den letzten Jahren auch eine mögliche antioxidative Schutzfunktion von Jodid diskutiert, wodurch die sogenannten Freien Radikale abgebaut und unschädlich gemacht werden könnten, die wiederum zu bösartigen Veränderungen von Zellen und Erbsubstanz führen können. Doch auch diese These ist nicht eindeutig bewiesen. Nach Ansicht von Professor Gärtner sollten die neuen Erkenntnisse nun durch grössere klinische Studien überprüft werden.