
EU-weit gibt es in Frankreich die wenigsten vermeidbaren Sterbefälle, in Rumänien die meisten – Foto: Miriam Drr - Fotolia
Nach einem Bericht des statistischen Amts der europäischen Union Eurostat hätten 557.000 Menschen unter 75 Jahre im Jahr 2013 nicht sterben müssen, wenn sie nach aktuellem medizinischem Kenntnisstand behandelt worden wären. Somit wäre etwa ein Drittel aller 1,7 Millionen Todesfälle in der EU vermeidbar gewesen. Rund die Hälfte der vorzeitig Verstorbenen ist demnach einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall erlegen, wobei Herzinfarkte etwa doppelt so häufig zu einem vermeidbaren Tod führten wie Schlaganfälle (32 % vs. 16 %). Eurostat geht davon aus, dass diese Menschen nicht hätten sterben müssen, wenn sie rechtzeitig eine wirksame Behandlung erhalten hätten. Weitere Ursachen für einen vermeidbaren Tod waren Darmkrebs und Brustkrebs mit 12 bzw. 9 Prozent, Bluthochdruckerkrankungen mit 5 Prozent sowie Lungenentzündungen mit 4 Prozent.
Vermeidbare Sterberate von Land zu Land sehr unterschiedlich
Die meisten vermeidbaren Todesfälle registrierte Eurostat in Rumänien, Lettland, Litauen und der Slowakei. In diesen Ländern starben 45 bis 50 Prozent aller unter 75-Jährigen einen vorzeitigen Tod. Bei unter 30 Prozent lag der Anteil hingegen in Dänemark, Belgien und den Niederlanden. Frankreich verzeichnete mit 23,8 Prozent die niedrigste Zahl an vermeidbaren Sterbefällen in der gesamten EU. Deutschland lag mit 31,4 Prozent im unteren Mittelfeld. EU-weit lag der Schnitt aller vermeidbaren Sterbefälle bei 33,7 Prozent.
Ein Sterbefall gilt als vermeidbar, wenn mit dem zum Zeitpunkt des Todes vorhandenen medizinischen Wissen und den technischen Möglichkeiten alle oder die meisten Sterbefälle aufgrund einer bestimmten Todesursache durch optimale Gesundheitsversorgung hätten verhindert werden können.
Indikator für medizinische Versorgungsqualität
Eurostat sieht in der Statistik zwar ein Warnsignal für potenzielle Mängel in den Gesundheitssystemen, sowohl was die Qualität der Gesundheitsversorgung als auch die Leistungsfähigkeit des jeweiligen Gesundheitssystems betrifft.
Den Zeigefinger möchte das statistische Amt jedoch nicht erheben. Der Indikator solle nicht als definitives Maß für die Bewertung des Gesundheitswesens in den Mitgliedstaaten dienen, heißt es ausdrücklich in der Mitteilung vom 24. Mai. Die künftige Entwicklung mache Änderungen jederzeit möglich.
Foto: © Miriam Dörr - Fotolia.com