In Dänemark gilt Transsexualität nicht mehr als Krankheit

Transsexuelle wünschen sich vor allem soziale Anerkennung – Foto: Matthias Stolt - Fotolia
Im internationalen Diagnose-Katalog der WHO wird Transsexualismus als „Störung der Geschlechtsidentität“ bezeichnet. Betroffene und Experten kritisieren das seit langem. So hat beispielsweise im Jahr 2015 eine in der Fachzeitschrift Lancet Psychiatry veröffentlichte Umfrage gezeigt, dass Betroffene psychisch stärker unter der Ausgrenzung durch das soziale Umfeld leiden als unter den direkten Folgen ihrer Transsexualität. Als eines der ersten Länder weltweit hat Dänemark Transsexualität nun von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen. Auch in Frankreich gelten Transsexuelle seit 2010 nicht mehr als psychisch krank. Deutschland hält sich nach wie vor an die umstrittene WHO-Klassifikation.
Psychische Erkrankungen häufig eher die Folge von Ausgrenzung
Es ist absurd: Weil Transsexuelle von ihrem Umfeld häufig als psychisch gestört angesehen werden, fühlen sich viele von ihnen ausgegrenzt und diskriminiert. In der Folge entstehen nicht selten Depressionen, Angsterkrankungen und sogar Suizid-Gedanken. Was also häufig tatsächlich krank macht, sind Ausgrenzung und Gewalt, wie sie fast überall auf der Welt alltäglich sind – selbst in scheinbar so toleranten Städten wie Berlin, Hamburg oder Köln.
Viele Transsexuelle hätten die Einordnung als psychische Krankheit als diskriminierend empfunden, erklärte das dänische Gesundheitsministerium. Deshalb wurde Transsexualität formell nun einer anderen Kategorie zugeordnet. Die Behandlungsmöglichkeiten für Menschen, die lieber zum anderen Geschlecht gehören wollen, werden davon aber nicht beeinträchtigt. Die LGBT-Gemeinschaft in Dänemark begrüßt die Entscheidung. „Das entfernt das Stigma, das für Transpersonen im Gesundheitswesen gegolten hat“, so der Chef des dänischen LGBT-Landesverbandes Søren Laursen.
Transsexuelle haben oft mit bürokratischen Problemen zu tun
Betroffene plädieren dafür, die Einteilung von Transsexualität als psychische Erkrankung auch in anderen Ländern aufzuheben. Das würde viele Probleme, denen sie gegenüberstehen, lindern und beispielsweise die komplizierten Antrags- und Nachweisprozeduren für eine Personenstandänderung erleichtern. Ebenso würde es den Weg für ein absolutes Verbot von Zwangssterilisationen und -operationen ebnen, zu dem sich sogar Frankreich erst im Herbst 2016 bekannt hat.
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