Immer mehr psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

Auch Kinder können Depressionen haben. – Foto: bramgino - Fotolia
Psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind häufiger als allgemein angenommen. Zwar gibt es zu den psychischen Erkrankungen von Minderjährigen nicht so viele Daten wie bei Erwachsenen. Doch die verfügbaren Quellen weisen darauf hin, dass zu den am häufigsten vorkommenden seelischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen Depressionen, Substanzmissbrauch, Störungen des Essverhaltens, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Angststörungen und depressive Störungen gehören.
20 Prozent der Kinder weisen psychische Auffälligkeiten auf
Zudem ist seit den 1990er Jahren ein deutlicher Anstieg der Diagnosen zu verzeichnen. Das kann zum einen an der gesteigerten Aufmerksamkeit gegenüber der kindlichen Psyche liegen, wird aber von vielen Experten auch auf gesellschaftliche und familiäre Entwicklungen zurückgeführt. So steigt der Leistungsdruck, und gleichzeitig fehlt immer öfter der familiäre Rückhalt – beides kann zu Störungen in der psychischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen führen.
Erhebungen des Robert Koch-Instituts in Berlin belegen, dass 20 Prozent der Kinder in der Bundesrepublik Deutschland psychische Auffälligkeiten aufweisen und zehn Prozent sogar deutlich erkennbare Störungen haben. Experten rechnen damit, dass die psychischen und psychosomatischen Erkrankungen im Kindesalter bis zum Jahre 2020 weltweit um mehr als 50 Prozent zunehmen werden. Schon heute gehört der Suizid zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen in Europa.
Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage, welche sozialen Veränderungen es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat, die diese Zunahme von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen erklären. Experten vermuten, dass der wachsende Leistungsdruck in der Schule, Mobbing-Erfahrungen, gesteigerter Medienkonsum, aber auch die Überforderung vieler Eltern, die Beruf und Familie kaum noch vereinbaren können, zum seelischen Ungleichgewicht der Kinder beitragen können. Die Folgen dieser Veränderungen werden auch auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP), der im März stattfindet, diskutiert werden.
Themendossier soll Eltern unterstützen
Da etwa die Hälfte der psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter einen chronischen Verlauf aufweist, ist es wichtig, die Betroffenen rechtzeitig einer geeigneten Behandlung zuzuführen. Je früher professionelle Hilfe gesucht wird, umso besser ist die Prognose. Allerdings sind psychische Erkrankungen bei Kindern teilweise schwierig zu erkennen, da sich die Symptomatik bei ihnen deutlich von der bei Erwachsenen unterscheiden kann. Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit hat daher zu diesem Thema ein Dossier mit Praxistipps und Handlungshilfen erstellt, das betroffene Eltern und Erziehungsberechtigte unterstützen und ihnen helfen soll, mögliche Warnzeichen für psychische Fehlentwicklungen bei Jugendlichen besser zu erkennen.
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