
Von wegen dement. Jeder dritte über Hundertjährige ist geistig noch fit – Foto: Ingo Bartussek - Fotolia
Der Anteil der Hundertjährigen wächst und wächst. Trotz ihres hohen Alters sind viele von ihnen noch geistig fit und nur in geringem Umfang auf Hilfe angewiesen. Das hat das wissenschaftliche Institut der AOK Nordost GeWINO nun ermittelt. Für seine Schriftenreihe „Leben über 100“ wurden die Daten von insgesamt 1.576 AOK-Versicherten aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern ausgewertet, die 2015 100 Jahre oder älter waren.
„Erstaunliche Ergebnisse“
Die Analyse zeigt, dass 35,5 Prozent der Hochbetagten nicht unter Demenz und fast drei Viertel nicht unter Depression litten. Jeder vierte (23,5%) kam demnach ohne regelmäßige Medikamente aus, einige sogar ganz ohne Verordnungen. 60 Prozent lebten sogar noch in der eigenen Wohnung. „Die Ergebnisse sind erstaunlich“, sagt Prof. Thomas P. Zahn, Geschäftsführer des GeWINO, „und zeigen, dass Hundertjährige gut versorgt und gesünder sind als vermutet.“
Ganz ohne Hilfen kommt aber fast keiner der über Hundertjährigen aus. 98,9 Prozent erhielten von 2009 bis 2015 mindestens eine Hilfsmittelverordnung, am häufigsten für Geh- oder Mobilitätshilfsmittel. Für die Hälfte aller Hochbetagten wurde im Jahr 2015 mindestens eine Fahrt zum Arzt von der AOK Nordost bezuschusst.
Bemerkenswert ist, dass über 90 Prozent der Hundertjährigen Frauen sind. Die älteste AOK Versicherte lebte in Heringsdorf und war 110 Jahre alt.
„Leben über 100“ zum dritten Mal erschienen
Es ist bereits der dritte Report „Leben über 100“, den das Gewino zusammen mit Prof. Adelheid Kuhlmey vom Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité veröffentlicht hat. Der erste Report erschien im März 2015 und verdeutlichte die wachsende Anzahl von 100+-Jährigen in den nordostdeutschen Bundesländern. Im zweiten Report vom September 2015 wurde die Pflegesituation der hochbetagten Versicherten unter die Lupe genommen.
Die Schriftenreihe soll laut Gewino-Chef Zahn, einen Beitrag leisten, gezielte Maßnahmen für die Versorgung der alternden Gesellschaft entwickeln zu können.
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