
Ein Medikament zur HIV-Prophylaxe ist künftig für 50 Euro im Monat erhältlich – Foto: mbruxelle - Fotolia
Ein Generikum des zur HIV-Prophylaxe genutzten Medikaments Truvada ist demnächst in ausgewählten Apotheken in sieben Großstädten erhältlich. Das berichtete Apotheker Erich Tenberken auf der Jahrestagung der niedergelassenen HIV-Schwerpunktärzte in Deutschland (dagnä).
Bei der PrEP nehmen HIV-negative Menschen HIV-Medikamente ein, um eine Infektion zu verhindern. In Deutschland sind Truvada und ein Generikum zu diesem Zweck für Menschen mit hohem Ansteckungs-Risiko zugelassen. Die Preis für die Medikamente beträgt 600 beziehungsweise 800 Euro im Monat, so die Deutsche Aids-Hilfe. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht.
HIV-Prophylaxe wird preiswerter
Der Kölner Apotheker Tenberken kauft das Generikum zum Vorzugspreis beim Hersteller Hexal, verpackt es neu und gibt den Hersteller-Rabatt an den Käufer weiter. So kostet das nur für die Prophylaxe zugelassene Medikament 51 Euro für 28 Tabletten. Der Verkauf des Medikaments für die HIV-Therapie bleibt davon unberührt.
Die Aids-Hilfe begrüßte diesen Schritt. Vorstand Ulf Hentschke-Kristal: „Die 50-Euro-PrEP ist verschafft Menschen endlich Zugang zur Prophylaxe, die sie dringend brauchen.“ Die Lösung sei das noch nicht: Zum einen ist die PrEP nicht überall erhältlich, zum anderen können sich auch 50 Euro nicht alle Menschen leisten. „Wir brauchen einen flächendeckenden, über die Krankenkassen finanzierten Zugang zur HIV-Prophylaxe“, fordert der DAH-Vorstand.
In Frankreich und Schweden erstatten die Kassen
Die PrEP könnte in Deutschland bis zum Jahr 2030 rund 9.000 HIV-Infektionen verhindern. Dies wäre auch kosteneffizient fürs Gesundheitssystem, denn eine lebenslange HIV-Behandlung ist teurer ist als eine tägliche PrEP. Das errechnete eine auf der dagnä-Jahrestagung vorgestellte Studie.
Billigere Truvada-Generika aus dem Ausland online zu bestellen, sei riskant, warnt die Aids-Hilfe. Wenn die Medikamente ohne ärztliche Begleitung eingenommen werden, können mangelnder Schutz, weitere Gesundheitsrisiken und Resistenzbildungen die Folgen sein. Regelmäßige HIV-Tests und weitere Untersuchungen seien bei der PrEP unerlässlich. In Europa ist sie bereits in Frankreich, Schweden und Norwegen über das jeweilige Gesundheitssystem erhältlich.
Start mit kooperierenden Apotheken in sieben Städten
Um das günstige PrEP-Produkt hierzulande zu bekommen, brauchen Betroffene - nach einem ärztlichen Gespräch und ärztlichen Untersuchungen - eine Verschreibung. Darauf muss ein Text wie „28 Filmtabletten Emtricitabin/Tenofovir-Disoproxil zur Verblisterung für die PrEP“ stehen.
Das Rezept kann man als Kopie an Tenberkens Kölner Birken-Apotheke schicken. Die Pillen werden verpackt und an eine der kooperierenden Apotheken geschickt. Dort kann der Kunde sie nach einem Beratungsgespräch gegen Einlösung des Original-Rezepts abholen. Kooperierende Apotheken soll es zunächst in Düsseldorf, Hannover, Hamburg, Berlin, München und Frankfurt am Main geben.
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