
Gewöhnliche Mundspülungen können das Coronavirus inaktivieren. Die Zellen in Mund und Rachen sorgen jedoch stetig für Nachschub – Foto: ©Lars Zahner - stock.adobe.com
Das Coronavirus befällt vor allem Mund und Rachenraum. In diesem Einfallstor ist bei COVID-19-Patienten mitunter eine sehr hohe Viruslast nachweisbar. Die Frage liegt also nahe, ob man mit Mundspülungen das Virus besiegen kann. Die Antwort lautet nein: Ist jemand mit dem Coronavirus infiziert, sind die Zellen in den Schleimhäuten mit dem Virus befallen. Die Produktion neuer Viren geht dort unablässig weiter. Die Zellen sorgen für Nachschub, ähnlich wie ein tropfender Wasserhahn.
Kurzer Effekt könnte andere vor einer Ansteckung schützen
Allerdings hat das Gurgeln mit Mundwassern durchaus einen kurzfristigen Effekt: Virologen der Uni Bochum haben im Labor herausgefunden, dass sich Sars-Cov-2-Viren mit bestimmten handelsüblichen Mundspülungen inaktivieren lassen. Die Anwendung solcher Mundspülungen könnte somit helfen, kurzzeitig die Viruslast und damit eventuell das Risiko einer Übertragung der Coronaviren zu senken, schreibt die Universität in einer Medienmitteilung.
Produktion der Viren wird durch Mundwasser nicht gehemmt
Die Autoren der Studie weisen indes ausdrücklich darauf hin, dass Mundspülungen nicht zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen geeignet sind. „Das Gurgeln mit einer Mundspülung kann nicht die Produktion der Viren in den Zellen hemmen“, erklärt Toni Meister, „könnte aber die Viruslast kurzfristig dort senken, wo das größte Ansteckungspotenzial herkommt, nämlich im Mund-Rachen-Raum – und das könnte in bestimmten Situationen wie beim Zahnarzt oder der medizinischen Versorgung von Covid-19-Patienten nützlich sein.“
In der Studie hatten die Wissenschaftler acht Mundspülungen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen getestet, die es in Apotheken oder Drogerien zu kaufen gibt. Im Labor wurden die Mundspülungen dann mit Viruspartikeln gemischt, außerdem wurde eine Substanz hinzugefügt, die den Effekt des Speichels im Mund nachstellen sollte. Um den Effekt des Gurgelns zu simulieren, wurde das Gemisch anschließend für 30 Sekunden geschüttelt.
Alle getesteten Mundspüllösungen reduzierten den Virustiter. Drei Mundspülungen verringerten ihn so weit, dass nach 30 Sekunden Einwirkung kein Virus mehr nachweisbar war.
Klinische Studie folgt
Ob sich das Laborergebnis auch auf den Menschen übertragen lässt und wie lange der Effekt anhält, wollen die Bochumer Forscher nun in einer klinischen Studie untersuchen. Ähnliche Arbeiten laufen bereits in den USA. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet.
Die aktuelle Arbeit aus Bochum wurde am 29. Juli im „Journal of Infectious Diseases“ online veröffentlicht.
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