35 Millionen Menschen sind derzeit weltweit mit HIV infiziert. Das Virus ist sehr geschickt darin, dem Immunsystem auszuweichen und sich anzupassen. Immer wieder trifft es allerdings auf Menschen mit einem sehr gut ausgebildeten Immunsystem. Das bringt britischen Wissenschaftlern zufolge das HI-Virus in eine schwierige Lage. Es wird entweder fertig gemacht oder muss sich anpassen. „Diese Anpassung hat ihren Preis", sagt Philip Goulder von der Oxford Universität. „Dieser Preis besteht in einer geringeren Fähigkeit zur Vermehrung, die ihrerseits das Virus weniger ansteckend macht.“ Dadurch dauere es auch länger, bis die Krankheit AIDS ausbreche. „Das geschwächte Virus breitet sich auf andere Menschen aus und ein langsamer Prozess der Verwässerung beginnt“, so Goulder.
Virus-Evolution beobachtbar
Die Forschungsergebnisse legen auch nahe, dass der Einsatz von antiretroviralen Medikamenten das HI-Virus dazu zwingt, abgeschwächte Formen zu entwickeln. Die Medikamente zielten vor allem auf die gefährlichsten Versionen von HIV ab und förderten so die Entwicklung der weniger gefährlichen. „Wir beobachten eine Evolution. Es ist überraschend, wie schnell dieser Vorgang vor sich geht“, sagt Goulder
In einer Studie konnten die Wissenschaftler um Goulder zeigen, dass der Prozess der Verwässerung in Afrika bereits begonnen hat. Die Wissenschaftler verglichen Botswana, das seit langem ein HIV-Problem hat, mit Südafrika, in dem das Virus erst ein Jahrzehnt später ausgebrochen war. Demnach ist die Fähigkeit des Virus zur Vermehrung in Botswana inzwischen um zehn Prozent geringer als in Südafrika. Auch die Zeitspanne von der HIV-Infektion bis zum Ausbruch von AIDS hat sich laut der Studie in Botswana um 2,5 Jahre verlängert: Während die Inkubationszeit vor 20 Jahren 10 Jahre dauerte sind es heute 12,5 Jahre. „Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel. Gesamt gesehen, ist das jedoch eine sehr rasche Veränderung“, kommentiert Goulder. Es sei daher denkbar, dass dieser Zeitraum immer länger werde und die Menschen eines Tages jahrzehntelang ohne Symptome leben könnten. Virologen wie Jonathan Ball von der University of Nottingham halten es sogar für denkbar, dass das HI-Virus einmal fast harmlos werden könnte.
Auch ein verwässertes HI-Virus verursacht AIDS und ist ansteckend
Die Wissenschaftler warnten jedoch, dass auch eine verwässerte Version von HIV immer noch gefährlich ist und Aids verursachen kann. Die Forschungsergebnisse sind in "Proceedings of the National Academy of Sciences" erschienen.
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