Greenpeace warnt vor Gesundheitsgefahren durch Quecksilber
Die Greenpeace-Studie "Quecksilber: Die unterschätzte Gefahr" klingt alarmierend. Demnach hat Deutschland ein gravierendes Quecksilberproblem, vor dem die Bundesregierung die Augen verschließt. So sind augenblicklich in Deutschland Quecksilber-Emissionen von Kraftwerken erlaubt, die um das 30-fache über dem Stand der Technik liegen. Dabei bestätigt die neue Greenpeace-Studie das Gesundheitsrisiko auch für Menschen in Deutschland. Das giftige Schwermetall steht im Verdacht, die Risiken für Herzinfarkte, Krebs- und Alzheimer-Erkrankungen zu erhöhen, heißt es in dem Bericht.
Schon Neugeborene haben zu hohe Quecksilbermengen im Körper
„Die Belastung für Mensch und Umwelt ist deutlich zu hoch und es gibt dramatische Verdachtsmomente, dass Quecksilber neben neurologischen Schäden bei Kindern auch Krankheiten wie Alzheimer begünstigt", sagt der Metalltoxikologe Dr. Fritz Kalberlah vom Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe (FoBiG). Das Institut hat die Studie im Auftrag von Greenpeace durchgeführt. Laut Kalberlah und seinem Kollegen, dem Mediziner Peter Jennrich, werden das Ausmaß und die Bedeutung der chronischen Quecksilberbelastung hierzulande verharmlost. Schon geringe Quecksilbermengen im Körper könnten in Kombination mit anderen Schwermetallen gravierende Gesundheitsschäden hervorrufen. "Jedes dritte in der EU geborene Baby kommt heute mit zu hohen Quecksilberwerten zur Welt - hier droht ein schleichender Intelligenzverlust“, betont Jennrich.
Sichere Aufnahmegrenzwerte für Menschen gibt es bislang nicht. Um die Menschen zu schützen, müssten die Quecksilberemissionen drastisch reduziert werden, fordern die beiden Stuidenautoren. Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus. Vom 1. bis zum 9. Juni legt die Europäische Union im spanischen Sevilla die künftigen Schadstoffgrenzwerte unter anderem für Kohlekraftwerke für die Zeit ab 2020 fest. 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Abluft, lautet der aktuelle Vorschlag der EU. Doch moderne Filteranlagen können den Quecksilberausstoß schon jetzt bis auf ein Mikrogramm reduzieren. Laut Greenpeace würde das Nachrüsten lediglich mit einem Prozent der Stromerzeugungskosten zu Buche schlagen.
Hohe Quecksilber-Emissionen sind vermeidbar
„Die bisherigen Vorschläge bleiben weit hinter den Möglichkeiten und den in den USA schon heute geltenden Grenzwerten zurück“, sagt Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling. Die Bundesregierung dürfe nicht länger zusehen, wie Braunkohlemeiler tonnenweise Quecksilber ausstoßen. Sie müsse die Menschen konsequent vor den Giftstoffen aus den Kohleschloten schützen. „Das ist rechtlich möglich, wirtschaftlich bezahlbar und gesundheitspolitisch längst überfällig", so Böhling.
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