Gehirnjogging-Aufgaben gut fürs Arbeitsgedächtnis

Wer das Arbeitsgedächtnis gezielt trainiert, bleibt fitter im Kopf
Computergesteuerte Gehirnjogging-Programme versprechen eine verbesserte Gedächtnisleistung. Allerdings sind die Effekte für den Einzelnen schwer zu überprüfen. Wissenschaftler der Medical School Hamburg und der Universität Würzburg haben nun ein solches Trainings-Programm in einer Studie überprüft. Dabei zeigte sich, dass sich das gezielte Trainieren von Gedächtnisaufgaben tatsächlich positiv auf die Bearbeitung neuer Aufgaben auswirkt, vor allem wenn diese den Trainingsaufgaben ähnlich sind.
Arbeitsgedächtnis trainieren
An der Studie nahmen 152 Probanden teil, die in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Die Trainingsgruppe mit 76 Personen erhielt über 21 Sitzungen hinweg Trainingsaufgaben für das Arbeitsgedächtnis – das ist jener Teil des Gedächtnisses, in dem alle auf den Menschen eintreffenden Informationen kurzfristig gespeichert und mit dem Langzeitgedächtnis verknüpft werden. Das Arbeitsgedächtnis legt den Grundstein für viele weitere kognitive Fähigkeiten, wie etwa logisches Schlussfolgern, Entscheiden, oder das Leseverständnis.
Die Kontrollgruppe (76 Personen) bearbeitete im selben Zeitraum Aufgaben für das Wortwissen und das Langzeitgedächtnis. Um die Wirksamkeit des Trainings überprüfen zu können, bearbeiteten beide Gruppen vor und nach diesen Maßnahmen die gleichen Leistungstests. Diese bestanden zum einen aus Transferaufgaben, die dem Arbeitsgedächtnistraining ähnlich waren, und zum anderen aus Aufgaben, die untrainierte Fähigkeiten testeten, etwa zur mentalen Flexibilität ‒ der Fähigkeit, zwischen verschiedenen Aufgaben zu wechseln.
Gehirnjogger schnitten besser ab
Der anschließende Vergleich zeigte, dass die Trainingsgruppe ihre Leistung in den Trainingsaufgaben im Gegensatz zur Kontrollgruppe verbesserte. Auch bei der Bearbeitung ähnlicher Transferaufgaben schnitt die Trainingsgruppe nachher besser ab. Diese Leistungsvorteile zeigten sich – allerdings nur vereinzelt – auch in anderen kognitiven Bereichen, wie zum Beispiel bei Aufgaben zur kognitiven Flexibilität. Außerdem berichtete die Trainingsgruppe hinterher über weniger kognitive Missgeschicke (wie zum Beispiel Textstellen erneut lesen zu müssen, weil man beim ersten Durchlesen nicht über das Gelesene nachgedacht hat).
„Da die Personen der Trainings- und der Kontrollgruppe zufällig zugewiesen wurden und wir darüber hinaus sichergestellt haben, dass die Leistungen der Trainings- und Kontrollgruppe im Test vor den Maßnahmen vergleichbar waren, können wir schlussfolgern, dass die Leistungsunterschiede zwischen den Gruppen tatsächlich auf das Training zurückzuführen sind“, erklärt Tilo Strobach, Professor für Allgemeine Psychologie an der Medical School Hamburg.
Auf individueller Ebene konnten vor allem die Personen vom Training profitieren, die vor dem Training bereits relativ hohe Leistungen zeigten. Tilo Strobach fasst zusammen: „Für die untersuchten Bereiche des Arbeitsgedächtnisses und die gewählten Aufgaben konnten wir mit unserer Studie systematisch zeigen, dass sich das Trainieren von kognitiven Aufgaben positiv auf die Leistung in ähnlichen, aber auch einigen unähnlichen Aufgaben auswirkt.“