Experten-Kommission soll Berlin als Gesundheits-Standort stärken
Jeder Berliner erhält die optimale ärztliche Versorgung, unabhängig von Wohnort, Herkunft und Einkommen. Zugleich ist die Hauptstadt Top-Standort für die medizinische Forschung. So könnte es hier im Jahr 2030 aussehen, wenn sich die Ziele der „Zukunftskommission Gesundheitsstadt Berlin" mit Erfolg umsetzen lassen.
Ins Leben gerufen hat sie die Senatskanzlei. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) stellten das externe Gremium jetzt im Roten Rathaus vor. Unter Leitung des Gesundheitsexperten und SPD-Politikers Karl Lauterbach sind darin elf Experten aus Wissenschaft, Krankenkassen, Pharma und Pflege versammelt. Anfang 2019 wollen sie erste konkrete Vorschläge vorlegen, wie die hiesige Gesundheitsbranche weiter gestärkt werden könne.
Die Stadt wächst, die Bewohner werden immer älter
Schon jetzt ist die Gesundheit ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Mit der Charité und der Vivantes-Gruppe beherbergt die Spreestadt das größte Universitätklinikum und den größten kommunalen Krankenhauskonzern Deutschlands. Rund 370.000 Beschäftigte erwirtschaften hier 25 Milliarden Euro Jahresumsatz.
Angesichts des demographischen Wandels werden diese Zahlen weiter steigen: Die Stadt wächst, ihre Bewohner werden immer älter - und sind damit noch häufiger auf medizinische Versorgung angewiesen.
Lauterbach fordert stärkere Spezialisierung
Karl Lauterbach will die Kooperation von Charité und Vivantes intensivieren. "Wir sind keine Fusions-Kommision", betont er dabei. Zugleich plädiert er für eine stärkere Spezialisierung in der Krankenhauslandschaft. Nicht jede Klinik müsse alle Leistungen anbieten.
Auch müsse die Digitalisierung im Gesundheitssektor vorangetrieben werden, sagt Dilek Kolat. Mit einer elektronischen Patientenakte etwa sei der Informationsfluss von der stationären Therapie über die Reha bis zur ambulanten Weiter-Behandlung beim niedergelassenen Arzt gewährleistet.
Experten-Kommission soll Berlin als Gesundheits-Standort stärken
Dass Berlin bei der Forschung nach wie vor hinter Städten wie Heidelberg oder München rangiert, wurmt den Mediziner Lauterbach. Er lese jeden Tag wissenschaftliche Studien – und die kommen für seinen Geschmack zu selten aus der Hauptstadt. Das soll sich ändern: Wenn es der Experten-Kommission gelingt, Berlin als Gesundheits-Standort voranzubringen, könne die Stadt „Standort für Spitzenleistungen“ werden.
Die Charité habe die richtige Größenordnung. Berlin sei ein attraktiver Wohnort für junge Wissenschaftler. Es müsse also möglich sein, mehr Top-Leute zu rekrutieren. Zudem gebe es hier bereits viele kleine, außeruniversitäre Forschungsunternehmen im Bereich Medizin- und Bio-Tech. Würde die Zusammenarbeit intensiviert, würden sich noch mehr Start-ups im Umfeld der Kliniken ansiedeln, die ihre Neuentwicklungen dort erproben lassen könnten.
Mehr Pflegepersonal ausbilden
Doch was nützt der medizinische Fortschritt, wenn nicht genug Pfleger da sind, um sich um die Patienten zu kümmern? Bereits jetzt fehle Personal. Es müsse daher dringend mehr Geld in Aus-, Fort- und Weiterbildung investiert werden, so Gesundheitssenatorin Kolat. Nötig sei eine Verdopplung der Ausbildungs-Kapazitäten, um ausreichend Fachkräfte für diesen Bereich zu gewinnen.
Foto: Senatskanzlei Berlin