Erstmalig Speiseröhrentumor per Roboter-OP behandelt

Nicht im Bild: Der Arzt, der den OP-Roboter steuert- hier beim Eingriff an der Prostata. – Foto: Monique Wüstenhagen
„Entscheidend für den Patienten nicht in erster Linie die Art und das Ausmaß der Operation, sondern das Ausmaß des chirurgischen Zugangs zu den betroffenen Körperbereichen“, so Operateur Dr. Colin M. Krüger, der bei Vivantes den Fachbereich für Minimal Invasive Chirurgie und Robotik am Department für Chirurgie leitet. Minimal-invasive Eingriffe seien für den Patienten besser zu verkraften, so Krüger. Daher könne man anschließend einen kürzeren Aufenthalt auf der Intensivstation und allgemein eine schnellere Genesung erwarten.
Hohe Präzision + kleine Zugänge = schonende Operation
Der Eingriff an der Speiseröhre erfolgte in zwei Schritten. Erst lag der Patient auf dem Rücken. Es wurden Zugänge in die Bauchhöhle geöffnet. Durch diese Zugänge wurde der Magens zum Ersatz für die kranke Speiseröhre umgeformt. Zudem wurde das Zwerchfell am Durchtritt der Speiseröhre geöffnet. So konnte die Speiseröhre mit allen Lymphknotenstationen präpariert werden. Anschließend wurde sie zusammen mit dem umgeformten Magen in die rechte Brusthöhle verlagert, und das Zwerchfell wurde wieder verschlossen. Dann wurde der Patient auf den Bauch gedreht. Das diente dazu, dass er nicht über Stunden nur mit einem Lungenflügel beatmet werden musste. So können laut Vivantes Komplikationen erheblich reduziert werden.
Über vier Zugänge zum rechten Brustkorb können dann die erkrankten Teile entfernt und der Speiseröhren-Ersatz an den gesunden Teil der Speiseröhre angeschlossen werden. Vor allem für die Naht zwischen Speiseröhre und Speiseröhrenersatz wertet Vivantes die chirurgische Präzision des DaVinciSystems als großen Vorteil. Das System zeigt laut Vivantes den OP-Bereich dreidimensional und um das Zehnfache vergrößert an.
Nutzen minimalinvasiver Roboter-OPs soll nachgewiesen werden
Krüger betrachtet die Speiseröhren-OP als ein erstes Beispiel, wie die das Roboter-System DaVinci über bekannte Anwendungsgebiete wie Prostata- und Nieren-OPs hinaus eingesetzt werden kann. Um diese neue Art des Operierens voranzubringen, sammelt er mit seinem Team derzeit Daten zur Robotik. „Wir wollen Studiendaten liefern und damit helfen, einen klinischen Patientennutzen nachzuweisen“, so Krüger. Das sei eine wichtige Voraussetzung dafür, die neue Therapieoption in den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen.
Seit der Anschaffung im Februar 2014 wurde der OP-Roboter bei Vivantes für Eingriffe bei Prostata- und Nierenkrebs und Rekonstruktionen des Harntraktes verwendet. In Berlin setzt auch die Charité DaVinci ein.
Foto: Wüstenhagen