Entwicklungsländer: HIV-Medikamente oft unbezahlbar

Die Ärmsten der Armen können sich HIV-Medikamente oft nicht leisten – Foto: Renate Wefers - Fotolia
1.800 Dollar pro Person und Jahr – so viel kosten die neuesten Medikamente der dritten Behandlungslinie gegen HIV. Sie werden von den Patienten benötigt, bei denen die antiretroviralen Mittel der ersten und zweiten Therapielinie nicht mehr wirken oder zu starke Nebenwirkungen hervorrufen. Für Entwicklungsländer ist dieser Preis jedoch zu hoch, wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (ÄoG) auf dem diesjährigen Welt-Aids-Kongress in Durban (Südafrika) betonte. Sie fordert günstigere Preise für lebensrettende Medikamente zur HIV-Behandlung.
Neue HIV-Medikamente sind zu teuer
Den Experten der ÄoG zufolge ist die Lage besonders kritisch bei Menschen, die gegen die gewöhnlichen HIV-Medikamente resistent sind und daher eine Behandlung mit den (teureren) Alternativen brauchen. Das Problem: Die neuen Medikamente sind meist patentiert sind und das Monopol großer Pharmaunternehmen verhindert den Wettbewerb. Bezahlbare generische Versionen der Medikamente stehen daher nicht zur Verfügung.
„Wir müssen in der Lage sein, die neueren HIV-Medikamente zu bezahlen“, erklärt Vivian Cox, medizinische Referentin des HIV-Projekts von Ärzte ohne Grenzen im südafrikanischen Eshowe. „Im Laufe der Zeit werden die Menschen diese Medikamente brauchen, sie werden sonst keine andere Option haben“, so die Expertin. „Wir müssen jetzt laut auf dieses Problem aufmerksam machen. Wir müssen sichergehen, dass wir nicht wieder mit einer ähnlichen Krise konfrontiert werden, wie wir sie vor mehr als zehn Jahren hatten, als lebensrettende Medikamente für Millionen Menschen mit HIV einfach unbezahlbar waren.“
Patente blockieren den Wettbewerb
Die Preise für HIV-Medikamente der ersten und zweiten Therapielinie sind in den vergangenen Jahren weiter gesunken und liegen heute mit 100 US-Dollar pro Person und Jahr für die erste Therapielinie um ein Viertel niedriger als 2014. Für die zweite Therapielinie sind sie mit 286 US-Dollar pro Person und Jahr im Vergleich zu 2014 um elf Prozent gesunken.
Diese stetig sinkenden Preise sind auf einen funktionierenden Wettbewerb zwischen Generika-Herstellern vor allem in Indien zurückzuführen. Die USA und andere Länder versuchen jedoch, die Ausrichtung der indischen Patentpolitik am Schutz der öffentlichen Gesundheit anzugreifen. Auch Handelsabkommen - wie zwischen der EU und Indien derzeit geplant - könnten die Produktion bezahlbarerer Generika in Zukunft einschränken, betont ÄoG.
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