Elektrofeld-Therapie bei Hirntumoren wird Kassenleistung

Glioblastome sind die häufigsten bösartigen Hirntumore im Erwachsenenalter.
„Tumortherapiefelder“ sind rasch wechselnde elektrische Felder. Sie können die Teilung der Tumorzellen verlangsamen oder stoppen und zu ihrem Absterben führen. Patienten mit einem neu diagnostizierten Glioblastom haben künftig Zugang zu dieser Behandlungsmethode. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) Ende März 2020 entschieden.
Die Behandlung erfolgt mithilfe eines kleinen tragbaren Geräts sowie von Keramikgel-Pads, die auf dem Kopf appliziert werden. „TTFields vervollständigt die Behandlung des Glioblastoms zusammen mit der Chemotherapie nach erfolgter Operation und kombinierter Strahlen- und Chemotherapie“, heißt es in einer Mitteilung der A&O Gesundheit, Düsseldorf. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kam in einer Nutzenbewertung im Juli 2019 zu dem Schluss, dass Patienten durch die Methode tatsächlich länger leben können.
Glioblastom: Schnelles und aggressives Tumorwachstum
Das Glioblastom ist ein bösartiger Hirntumor und bis heute nicht heilbar. Die Krebszellen teilen sich meist sehr rasch, sodass es zu einem schnellen und aggressiven Tumorwachstum kommen kann. Der erste Schritt bei der Behandlung eines Glioblastoms ist in der Regel die operative Entfernung, die sogenannte Tumorresektion. Diese zielt auf eine möglichst vollständige Entfernung des sichtbaren Tumoranteils unter Erhalt der verschiedenen neurologischen und kognitiven Funktionen des Gehirns ab. Leider kann dieser Tumor mikroskopisch nicht komplett entfernt werden. Es ist daher eine Nachbehandlung notwendig. Weitere Therapiemodalitäten im Anschluss an die Operation sind die Strahlentherapie, die Chemotherapie und Tumortherapiefelder.
Erkrankungsalter meist zwischen 55 und 65 Jahren
In Deutschland beträgt die Anzahl an Neuerkrankungen pro Jahr bei etwa drei Patienten pro 100.000 Einwohner. Das ist verglichen mit vielen anderen Tumorerkrankungen eine eher niedrige Zahl. Dennoch stellt das Glioblastom den häufigsten aggressiven hirneigenen Tumor bei Erwachsenen dar. Glioblastome treten etwas häufiger bei Männern als bei Frauen auf (im Verhältnis 1,6 zu 1). Das Erkrankungsalter liegt meist zwischen 55 und 65 Jahren, kann aber auch ältere oder jüngere Menschen betreffen.
Ursachen oder Risikofaktoren für die Entstehung von Glioblastomen konnte die Wissenschaft bisher nur wenig ergründen. Insbesondere gibt es keinerlei sichere Hinweise, dass Mobilfunk (zum Beispiel häufiges Telefonieren mit dem Handy) zur Entstehung von Glioblastomen beiträgt. Die Wahrscheinlichkeit einer familiären Häufung, also dass Familienangehörige auch an einem Glioblastom erkranken, nachdem bereits ein anderes Familienmitglied erkrankt ist, ist nach heutigem Wissen und der klinischen Erfahrung sehr gering.
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