Duftsstoffe des Sandelholz hemmt Tumorwachstum bei Blasenkrebs

Blasenkrebs-Zellen reagieren auf Duftstoffe des Sandelholz' – Foto: ©amy_lv - stock.adobe.com
Bochumer Forscher haben in der menschlichen Blase einen Duft-Rezeptor gefunden, der für die Therapie und Diagnose von Blasenkrebs nützlich sein könnte. Das Team um Prof. Hanns Hatt und Dr. Lea Weber vom Lehrstuhl für Zellphysiologie der Ruhr-Universität Bochum wies in Laborstudien nach, dass dieser Rezeptor in Blasenkrebsgewebe häufiger vorkommt als in gesundem Blasengewebe. Er reagiert auf Sandelholz.
Der Rezeptor-Überschuss war auch in Urinproben von Patienten nachweisbar. Diese Entdeckung könnte eines Tages auch eine Krebs-Diagnose anhand von Urinproben ermöglichen.
Duftsstoffe des Sandelholz hemmt Tumorwachstum bei Blasenkrebs
Der Duftrezeptor im Blasengewebe trägt die Bezeichnung OR10H1. Die Bochumer Forscher zeigten, dass er auf Sandelholz-Duftstoffe wie zum Beispiel Sandranol reagiert. Nach Zugabe von Sandranol, aber auch von Santanol, dem Hauptbestandteil des natürlichen Sandelholzöls, veränderten die Blasenkrebszellen ihre Form.
Die Krebszellen wurden runder. Außerdem teilten sie sich seltener und waren weniger beweglich. "In unseren Zellkulturstudien konnten wir das Tumorwachstum mit Sandelholzduft signifikant hemmen", sagt Hanns Hatt. Dieser Effekt wurde dadurch verstärkt, dass die Rezeptor-Aktivierung sogenannte Interleukine und das Energiespeichermolekül ATP freisetzt und dadurch natürliche Killerzellen des Immunsystems im Gewebe anschaltet.
Bauanleitung des Duft-Rezeptors im Urin gefunden
Das Team analysierte auch, ob sich der Rezeptorüberschuss im Blasenkrebsgewebe im Urin bemerkbar macht. Dort fanden die Wissenschaftler RNA-Spuren, sozusagen die Bauanleitungen, des Rezeptors – und zwar vermehrt in Urinproben von Blasenkrebspatienten im Vergleich zu Proben von gesunden Menschen.
Der Sandelholz-Rezeptor könnte damit nicht nur die Therapie des Blasenkrebs erleichtern. "OR10H1 könnte sich also sogar als Biomarker eignen, um Blasenkrebs anhand von Urinproben zu diagnostizieren", folgert Privatdozent Dr. Burkhard Ubrig von der Klinik für Urologie in der Augusta-Krankenanstalt Bochum.
Duftrezeptor könnte auch als Biomarker für Brustkrebs nützlich sein
In der Zeitschrift "Frontiers in Physiology" beschreibt das Team der Ruhr-Universität die Ergebnisse gemeinsam mit Kollegen der Augusta-Kliniken Bochum und der Universitätsklinik Düsseldorf. In einer ähnlichen Studie, publiziert im Februar 2018 in "Frontiers in Oncology", zeigten die Bochumer Zellphysiologen, dass in Brustkrebsgewebe der Duftrezeptor OR2B6 vorkommt.
In gesundem Gewebe ist er nicht vorhanden, sondern findet sich außerhalb der Nase lediglich in geringen Mengen in Lungen- und Bauchspeicheldrüsen-Krebszellen. Der Duftrezeptor OR2B6 habe daher das Potenzial, als spezifischer Biomarker für Brustkrebs Anwendung zu finden, so die Autoren.
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