DKFZ-Wissenschaftler halten Darmkrebsfrüherkennung für ausbaufähig

Durch eine dritte Koloskopie könnte das Darmkrebs-Screening effektiver werden, sagen DKFZ-Wissenschaftler – Foto: © Adobe Stock/ romankosolapov
Die in Deutschland etablierte Darmkrebsvorsorge kann nachweislich Leben retten. Nach dem gesetzlichen Früherkennungsprogramm haben Männer ab dem Alter von 50 Jahren einen Anspruch auf eine Darmspiegelung (Koloskopie), Frauen ab 55 Jahren. Die Untersuchung kann – wenn sie unauffällig war – innerhalb von zehn Jahren noch einmal wiederholt werden. Unabhängig davon haben Versichert einmal im Jahr einen Anspruch auf einen fäkalen immunologischen Stuhltest.
Mit Simulationen Schwachstellen in der Früherkennung identifiziert
Doch reicht das? Oder könnte man mit anderen Strategien noch mehr Menschen vor Darmkrebs bewahren? Diese Frage haben sich Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Hedielber gestellt. Das Team um den Epidemiologen Hermann Brenner analysierte die Langzeiteffekte verschiedener Vorsorgestrategien anhand eines speziellen Simulationsmodells. Das Modell war auf Grundlage umfangreicher Daten zur Darmkrebsvorsorge in der deutschen Bevölkerung entwickelt worden.
Eine dritte Darmspiegelung wäre besser
Interessanterweise fand das Forscherteam dabei heraus, dass das Darmkrebsrisiko besonders stark mit Strategien reduziert werden könnte, die derzeit in Deutschland nicht angeboten werden.
Danach wären für Frauen drei Koloskopien alle zehn Jahre ab dem Alter von 50 Jahren wirksamer als alle aktuell verfügbaren Angebote.
Auch Männer ab 70 würden von einer dritten Vorsorgekoloskopie profitieren. Das Risiko an Darmkrebs zu sterben, würde damit um weitere neun Prozent gesenkt, haben die Forscher errechnet. Ähnlich starke Effekte hätten zusätzliche Stuhltests in höherem Alter.
Mehr Todesfälle verhindern
Das aktuelle Angebot leiste bereits einen enormen Beitrag zur Krebsprävention und Senkung der Darmkrebsmortalität, meint Thomas Heisser, Forscher am DKFZ und Erstautor der aktuellen Studie. „Doch unsere Ergebnisse zeigen, dass noch viel Optimierungspotenzial besteht. Beispielsweise sollten auch Frauen die Vorsorgekoloskopie schon ab 50 Jahren nutzen können. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wäre es außerdem besonders wichtig, zusätzliche Angebote für ältere Menschen zu schaffen, zum Beispiel auf Grundlage immunologischer Stuhltests.“
Die Forscher sind sich sicher, dass sich ein Großteil der jährlich 25.000 Darmkrebstodesfälle vermeiden ließe. Deshalb haben sie nun Vorschläge unterbreitet, wie das Früherkennungsprogramm optimiert werden kann.