
Krätze breitet sich wieder in Deutschland aus. Migrationswelle ist einer der Gründe – Foto: ©vipubadee - stock.adobe.com
Die Krätze ist nach Deutschland zurückgekehrt. In Köln hat sich ein zehnjähriges Mädchen angesteckt, vermutlich in der Schule. Laut „Express“ verzeichnet das Kölner Gesundheitsamt seit Januar bereits 128 gemeldete Fälle. 2016 waren es insgesamt 128 Fälle. Das ist ein sprunghafter Anstieg: Zwischen 2010 und 2013 registrierte das Kölner Gesundheitsamt demnach lediglich 18 bis 26 Meldungen. In den Folgejahren habe es einen allmählichen Anstieg gegeben, berichtet das Blatt weiter.
In Bremen sind die Zahlen ebenfalls gestiegen: 2014 wurden dort 24 Krätzefälle gemeldet, 2016 waren es 74. In Aachen war der Anstieg noch extremer. Dort waren bis November 2016 rund 312 Fälle bekannt geworden. 2013 waren es noch elf.
Laut dem stellvertretenden Leiter des Kölner Gesundheitsamtes spielen bei der Rückkehr der Krätze die Globalisierung eine Rolle „und auch die Flüchtlingswelle“, zitiert ihn der Express.
Risiko Flucht und Gemeinschaftsunterkünfte
Krätze breitet sich dort aus, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Besonders betroffen sind Asylunterkünfte, aber auch Schulen und Altenheime. Flüchtlinge sind zudem auf der Flucht schlechten hygienischen Bedingungen ausgesetzt, was die Ansteckungsgefahr und das Einschleppen der Krätzemilben begünstigt.
Die Milben werden bei intensivem Körperkontakt übertragen. Fälle, die in gemeinschaftlichen Einrichtungen auftreten, sind meldepflichtig. Für Einzelpersonen gilt das nicht. Insofern dürfte es neben den offiziellen Zahlen eine hohe Dunkelziffer geben.
Ist ein Mensch an Krätze erkrankt oder liegt ein Verdacht auf Krätze vor, darf der Betroffene nach den Regeln des Infektionsschutzgesetzes die Gemeinschaftseinrichtungen vorübergehend nicht besuchen. In Flüchtlingsunterkünften oder Pflegeheimen lässt sich das jedoch gar nicht durchsetzen. Zumindest muss die Gemeinschaftseinrichtung über die Erkrankung und auch über den Verdacht informiert werden, damit sie das Gesundheitsamt verständigen und eine Untersuchung bzw. Behandlung einleiten kann.
Juckender Hautausschlag
Die Krätze zeigt sich zwei bis fünf Wochen nach der Ansteckung durch einen juckenden Hautausschlag. Verursacher sind Krätzmilben, die sich unter die Haut bohren und dort Eier legen. Der Arzt kann den Milbenbefall mit einem Dermatoskop erkennen. Alternativ kann er auch einen Milbengang öffnen, Gewebeteile entnehmen und diese unter dem Mikroskop auf Milben, Milbeneier oder Milbenkot hin untersuchen. Um die Übertragung zu vermeiden, sollten auch enge Kontaktpersonen mitbehandelt werden.
Üblicherweise wird Krätze äußerlich mit einer Salbe namens "Permethrin" behandelt. Wichtig ist, den gesamten Körper damit einzucremen, nicht nur die betroffenen Stellen. Alternativ können Präparate mit Allethrin, Benzylbenzoat, Präzipitatschwefel oder Crotamiton eingesetzt werden. Seit 2016 gibt es auch Tabletten gegen die Krätze. Das Präparta "Ivermectin" muss derzeit über ausländische Apotheken bestellt werden, da die hierzulande die Zulassung fehlt.
Der beste Schutz vor Krätze ist, engen Hautkontakt und Situationen mit vielen Menschen zu meiden. Das gilt besonders dort, wo schlechte hygienische Bedingungen herrschen.
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