
Forscher sehen die medizinische Versorgung in Deutschland nur auf Platz 20 – Foto: spotmatikphoto - Fotolia
Die Studie wurde im Fachblatt The Lancet veröffentlicht. Sie bewertete den Zugang und die Qualität der Gesundheitssysteme in 195 Ländern von 1990 bis 2015. Die Forscher entwickelten dafür einen Maßstab, den Healthcare Access und Quality (HAQ) Index. Dieser basiert auf den Sterberaten an 32 Erkrankungen, die durch rechtzeitige und effektive medizinische Versorgung hätten vermutlich vermieden werden können.
Die Menschen sterben an Krankheiten, die mittlerweile gut therapiert werden können und auch wenn in einigen Ländern viel Geld in die Gesundheitssysteme fließt, so Studien-Leiter Dr. Christopher Murray von der University of Washington: „Eine starke Wirtschaft garantiert keine gute Gesundheitsversorgung, auch hochentwickelte Medizintechnik nicht.“
Deuschlands Gesundheitsversorgung auf Platz 20
Auf einer Skala von 1 bis 100 Punkten landete der Zwergstaat Andorra auf Platz 1mit einer Gesamtnote von 94,6. Auf Platz zwei landete Island, es folgen die Schweiz, Schweden und Norwegen - aber auch hier gibt es Ausreißer nach unten, was bestimmte Erkrankungen anbetrifft. Den weltweit niedrigsten Rang erzielte die Zentralafrikanische Republik mit 28,6 Punkten. Deutschlands Gesundheitssystem kam mit 86,4 Punkten nur auf Platz 20, noch hinter Griechenland und Slowenien.
Die positive Nachricht: Insgesamt hat sich die Qualität der Gesundheitsversorgung in 165 der 195 Länder verbessert. Auch weltweit hat sich die Gesundheitsversorgung insgesamt von 40,7 auf 53,7 Punkte verbessert, allerdings wuchsen auch die Abstände zwischen den schwächsten und stärksten Ländern.
Besonders gut schneiden Nord- und Westeuropa ab
Besonders gut abschneiden Nord- und Westeuropa sowie Australien, Kanada und Japan, besonders schlechte Ränge belegen einige afrikanische Nationen südlich der Sahara, Länder in Südasien und sowie in Lateinamerika und in der Karibik. Es gibt hier aber auch Ausnahmen: Aufgestiegen sind die Türkei, Peru, Südkorea, die Malediven, Niger und Jordanien.
Die Studie basiert auf Datensätzen der Global Burden of Disease Studie, die die Todesrate einzelner Krankheiten erhebt. Dazu zählen Tuberkulose, Tetanus, Krebsarten wie Brust- und Darmkrebs, Diabetes und Schlaganfall. Nicht einbezogen wurden chronische Krankheiten, die unbehandelt nicht zum Tod führen, aber die Lebensqualität der Betroffenen erheblich einschränken.
In Deutschland noch Entwicklungspotential
"Wir hoffen mit unseren Daten Hinweise zu liefern, wo Verbesserungen am dringendsten nötig sind", sagt Murray. Die Forscher errechneten dazu auch einen Wert, den die Länder aufgrund ihres sozioökonomischen Status erreichen könnten. In Deutschland etwa (86,4 Punkte) könnte der Index des Gesundheitswesens bei 90,7, Punkten liegen, also gut vier Punkte höher als derzeit. Das heißt, auch hier besteht noch Entwickungspotential beziehunsgsweise gibt es mögliche Qualitätsmängel im Gesundheitssystem. Immerhin sank die Differenz zum Idealwert, sie betrug 1990 noch zehn Punkte.
Was die arme Staaten betrifft, so könnte der Index helfen, den Erfolg im primären Kampf gegen Kindersterblichkeit, die Verbesserung der Gesundheit von Müttern und die Bekämpfung von Infektionskrankheiten wie Aids und Malaria zu messen und sich weitere Ziele zu setzen. Die Forscher wollen die Erhebungen fortsetzen.
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