Den optimalen Zeitpunkt für die Grippeimpfung gibt es nicht
Theoretisch hat die Grippesaison bereits begonnen. Seit Anfang des Monats steht die Grippeschutzimpfung zur Verfügung. Jedoch ist laut Robert Koch-Institut (RKI) das Infektionsgeschehen in Deutschland gegenwärtig noch sehr gering. Den Höhepunkt wird die Grippewelle vermutlich erst im Februar erreichen. Darum stellt sich jedes Jahr die Frage erneut: Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Grippeimpfung?
In der Regel raten Ärzte zur Impfung im Oktober und November, also dann wenn das Schmuddelwetter beginnt. Doch das Problem ist diffiziler. Bei älteren Menschen hält der Impfschutz weniger lang an als bei jüngeren, weil ihr Immunsystem schwächer ist. Diese Risikogruppe ist dann unter Umständen auf dem Höhepunkt der Grippewelle nicht mehr ausreichend gegen Influenzaviren geschützt.
Ältere Menschen nicht vor November impfen
„Den optimalen Zeitpunkt für die Grippeimpfung gibt es nicht“, sagte dazu der britische Allgemeinmediziner Dr. George Kassanios kürzlich auf der 6. ESWI Influenza-Konferenz in Riga. Schwangere lasse er impfen, sobald der Impfstoff verfügbar sei, also schon im September. Ansonsten rate er zu einer Impfung im November und Dezember. Für ältere Menschen ist es dem Impfexperten zufolge besser, ein wenig abzuwarten, damit der Schutz auch noch im Februar und März besteht. Das bedeutet also eher Dezember als September. Das wichtigste sei aber, sich überhaupt impfen zu lassen, meinte Kassanios. „Die Grippeimpfung ist der beste Schutz, den wir haben.“
Es gibt noch ein anderes Problem mit der Grippeimpfung: Influenzaviren verändern sich ständig. Daher spricht die WHO jährlich eine Empfehlung für die Zusammensetzung des jeweils aktuellen Impfstoffes aus. Wie effektiv die Impfung ist, schwankt je nach Saison. In der Saison 2015/2016 war die Impfeffektivität laut RKI nur niedrig bis moderat gewesen. In anderen Saisons war die Effektivität meist höher und lag zwischen 40 und 60 Prozent.
Niedrige Impfquoten in Deutschland
Dennoch rät das RKI zur Grippeimpfung, insbesondere Schwangere, chronisch Kranke, medizinisches Personal und Menschen ab 60 sollten davon Gebrauch machen. Eine Grippe kann bei ihnen einen schweren Verlauf nehmen und sogar tödlich enden.
Doch der jährliche Weckruf scheint zu verhallen. Bei Senioren lag die Impfquote in der Grippesaison 2014/2015 bei 36,7 Prozent. Zeitgleich waren die Influenza-bedingten Todesfälle mit geschätzten 21.300 sehr hoch. da überwiegende Menschen ab 60 an einer Grippe sterben, scheint ein Zusammenhang offensichtlich.
Die WHO empfiehlt eine Impfquote von 70 Prozent. In Europa erreichen nur Großbritannien und die Niederlande annähernd diesen Wert. Deutschland liegt im unteren Mittelfeld. Am niedrigsten sind die Impfquoten in osteuropäischen Ländern.
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