Dank Corona-Regeln: Erneut keine Grippewelle in Sicht

Die hellgrüne Kurve oben zeigt die Lage im Herbst 2019, der letzten Grippe-Saison vor Beginn der Covid-19-Pandemie. Hier waren fast doppelt so viele Versicherte der Barmer wegen Grippe krankgeschrieben wie jetzt (dunkelgrüne Kurve unten). – Foto: Barmer
Die Corona-Pandemie bremst offenbar auch in diesem Winter die Grippewelle aus. Das geht aus einer Patientendaten-Analyse der „Barmer“ hervor. In den ersten beiden Monaten, die zur Grippezeit im Jahr gerechnet werden, waren nur gut halb so viele Versicherte wegen einer Influenza krankgeschrieben wie im selben Zeitraum vor Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020.
Grippe: Nur 722 Krankschreibungen pro Kalenderwoche
Der Patientendaten-Analyse zufolge waren in den Kalenderwochen 40 bis 47 dieses Jahres (3. Oktober bis 27. November) im Schnitt 722 Barmer-Versicherte wegen Influenza krankgeschrieben. In denselben Kalenderwochen des Vorjahres waren es durchschnittlich 748 Versicherte gewesen – und im Jahr 2019, also vor Corona, dagegen 1.383 Personen. Der diesjährigen Analyse zufolge ist die Zahl der Grippekranken zuletzt zwar etwas gestiegen. Allerdings liege sie noch immer deutlich unter den Vergleichswerten aus dem Jahr vor der Pandemie, heißt es bei der Barmer.
„Corona-Regeln senken offensichtlich auch Influenza-Risiko“
„Die Grippe spielt in diesem Winter bisher eine geringe Rolle. Es spricht einiges dafür, dass das auch so bleibt“, sagt Christoph Straub, der Vorstandsvorsitzende der Barmer. „Denn die Abstands- und Hygieneregeln zum Schutz vor Corona senken offensichtlich auch das Influenza-Risiko.“ Dieser positive Effekt sei umso wichtiger vor dem Hintergrund, da viele Kliniken wegen Corona bereits am Limit arbeiteten und die hochansteckende Omikron-Variante auf dem Vormarsch sei. „Je weniger schwere Grippe-Fälle es gibt, desto mehr Kapazitäten bleiben den Krankenhäusern.“
Für wen die Grippeschutzimpfung empfohlen wird
Die Grippeschutzimpfung bleibe nach wie vor ein sehr wichtiger Schutz gegen die Influenza. Sie sei auch jetzt noch sinnvoll, da sich die Grippesaison bis in den April oder Mai ziehen könne. „Menschen, die täglich mit vielen Personen Kontakt haben, Ältere, chronisch Kranke und Schwangere sollten die Grippeschutzimpfung möglichst zeitnah nachholen. Die Barmer übernimmt die Kosten für alle Versicherten“, sagt Straub.
Grippeschutzimpfung und Corona-Booster zeitgleich möglich
Wer sich gegen die Grippe impfen lassen will, kann laut Barmer in derselben Sitzung auch seine Auffrischungs-Impfung gegen Covid-19 erhalten, den Corona-Booster. Hier müsse man keinen zweiwöchigen Abstand einhalten. Nach der Impfung dauere es etwa zehn bis 14 Tage, bis der Grippe-Impfschutz vollständig im Körper aufgebaut sei. Allerdings weist die Kasse auch darauf hin, dass Geimpfte sich nicht blindlings auf die Wirkung der Impfung verlassen könnten – und dennoch Vorsicht walten lassen sollten. Denn, so die Barmer: „Obwohl der Influenza-Impfstoff jedes Jahr an die wichtigsten Influenzaviren angepasst wird, bietet er keinen 100-prozentigen Schutz.“
Senioren: Grippe-Impfung kann riskante Doppel-Infektion Covid-19/Grippe verhindern
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Influenza Senioren über 60, Schwangeren, chronisch Kranken und Menschen mit einem erhöhtem Infektionsrisiko. Vor allem bei Älteren gilt die Grippe-Impfung in Corona-Zeiten als sinnvoll: um riskante, parallele Doppel-Infektionen mit Covid-19 und Grippe zu verhindern. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) können ältere Menschen ihr Risiko, an einer Influenza zu erkranken, durch die Impfung im Mittel etwa halbieren.