Coronavirus: Mit Augenoperationen lieber warten
Viele Patienten fragen sich: Sollen sie geplante Eingriffe oder Untersuchungen an den Augen während der Corona-Krise vornehmen lassen oder nicht? Schließlich hat die Regierung Patienten und Ärzte aufgefordert, alle planbaren und Operationen, Eingriffe und Krankenhausaufenthalte zu verschieben, solange dies medizinisch vertretbar ist. Bei Augenoperationen kommt zusätzlich die Sorge hinzu, dass Tränenflüssigkeit das Virus eventuell übertragen könnte. Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) klären nun auf, welche Arzttermine verschoben werden sollten und welche Erkenntnisse es zur Ansteckungsgefahr durch Tränenflüssigkeit gibt.
HNO- und Augenärzte gehören zur Hochrisikogruppe
Konkrete Zahlen, wie stark Augenärzte gefährdet sind, sich mit Covid-19 zu infizieren, liegen für Deutschland noch nicht vor, so die DOG. Bekannt ist aber, dass sich in China vor allem HNO- und Augenärzte aufgrund des engen Patientenkontakts mit dem Virus angesteckt haben. „Deshalb gehen wir davon aus, dass Ophthalmologen ebenso wie HNO-Ärzte, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen oder Zahnärzte zu den Hochrisikogruppen gehören“, erklärt Professor Horst Helbig, Mediensprecher der DOG.
Eingriff am Grauen Star verschieben
Nicht zwingend notwendige Augenoperationen sollten daher unbedingt verschoben werden. „Zu den aufschiebbaren Eingriffen gehören Operationen des Grauen Stars, kosmetische Operationen an den Augenlidern und operative Korrekturen von Fehlsichtigkeiten“, zählt Helbig auf. „Vor allem Patienten, die eine Katarakt-Operation planen, gehören häufig altersbedingt zur Risikogruppe und sollten nicht unnötig gefährdet werden.“ Auch aufschiebbare Arzttermine wie etwa routinemäßige Check-ups oder das Einholen einer Zweitmeinung seien derzeit zu vermeiden.
AMD weiter behandeln
Injektionsbehandlungen der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) hingegen sollten weiter durchgeführt werden, damit sich das Sehvermögen der Patienten nicht unwiederbringlich verschlechtert. „Die IVOM-Therapien müssen erfolgen“, so Professor Dr. med. Thomas Reinhard, Generalsekretär der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). „Wir haben unsere Abläufe derart umgestellt, dass das Risiko einer Ansteckung so gering wie möglich gehalten wird.“
Gleiches gilt für Hornhaut-Transplantationen. „Es besteht ein Mangel an Transplantaten, und es wäre ethisch nicht vertretbar, gespendetes Material zu verwerfen“, betont Reinhard. Auch die Versorgung von Notfällen und dringenden Augenkrankheiten bleibe sowohl ambulant in Praxen als auch ambulant und stationär in Kliniken gesichert.
Tränenflüssigkeit offenbar kaum ansteckend
Derweil liegen erste Untersuchungen vor, die sich der Frage widmen, ob die Tränenflüssigkeit von Covid-19-Patienten Viren enthält und damit ansteckend sein könnte. Eine kleine Studie aus Singapur an 17 Covid-19-Patienten mit Atemwegsproblemen ergab, dass die Ansteckungsgefahr durch Tränenflüssigkeit gering ist.
Chinesische Wissenschaftler fanden Viren in der Tränenflüssigkeit eines Covid-19-Patienten, der gleichzeitig unter einer Bindehautentzündung litt. „Eine Konjunktivitis ist selten, tritt nur in etwa ein Prozent der Fälle auf“, erklärt Helbig. „Dennoch sollten Tränen als potenziell infektiöses Material behandelt werden.“ Um die Infektionsgefahr zu minimieren, raten die DOG-Experten allen Augenärzten und deren Patienten, bei der Augenuntersuchung Schutzmasken zu tragen und Spuckschutzschilde an der Spaltlampe anzubringen.
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