Brustkrebs-OPs: Mehr Routine – besseres Ergebnis

Hunderte von Patientinnen und Patienten würden überleben, wenn komplexe OPs wie bei Brustkrebs ausschließlich von Fachzentren mit Routine durchgeführt würden. – Foto: ©Matthieu - stock.adobe.com
Rund 69.000 Frauen erkranken im Jahr erstmals an Brustkrebs – es ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. 82 Prozent der Frauen überleben die kommenden zehn Jahre. Entscheidend hierbei: die Qualität der Operation. Das ist das Ergebnis eines Prüfauftrags zu Mindestmengen, den der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erteilt hat. Basis für die Expertise sind zehn in die Bewertung einbezogenen Studien.
Der jetzt vorgelegte Bericht des IQWiG kommt zu dem Schluss: In Krankenhäusern mit höheren Fallzahlen und bei Ärzteteams, die viele Brustkrebs-Operationen durchführen, sind die Überlebenschancen für die operierten Brustkrebs-Patientinnen insgesamt höher. Gleiches gilt für die Zahl der gegebenenfalls notwendig werdenden Folgeoperationen. Das bedeutet: Es gibt bei der chirurgischen Behandlung des primären Mammakarzinoms einen positiven Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Qualität des Behandlungsergebnisses.
OP-Erfolg: Abhängig von Krankenhaus wie von Ärzten
Vor allem sei von einer geringeren Gesamtsterblichkeit auszugehen, wenn solche Eingriffe häufiger durchgeführt werden, schreiben die Wissenschaftler in ihrem Bericht. Gleiches gelte für die krankheitsbezogene Sterblichkeit. Zusammenhänge zwischen den Fallzahlen und der Mortalität seien sowohl für die Krankenhausebene als auch für die Ebene der operierenden Ärzte ableitbar.
Rund 75.000 Brustkrebs-OPs im Jahr
Nach Zahlen des IQWiG fanden zuletzt 74.224 Eingriffe im Jahr wegen eines Verdachts auf Brustkrebs statt. Durchgeführt wurden sie in 817 Kliniken. Bei der chirurgischen Behandlung des Mammakarzinoms gibt es zwei Varianten: das brusterhaltende Verfahren und eine Entfernung der Brust. Die Wahl des therapeutischen Verfahrens ist neben den Eigenschaften des Tumors abhängig von der individuellen körperlichen, psychischen und sozialen Situation sowie dem Alter, den Begleiterkrankungen und den Präferenzen der Patientin.
Brustkrebs: Verbindliche Mindestmenge fehlt bisher
Anders als bei einigen anderen komplexen und komplizierten Operationen gibt es in Deutschland bei dieser Indikation aktuell keine verbindlich festgelegte Mindestmenge für die Krankenhäuser. Die Mindestmenge ist das Minimum, das ein Krankenhaus im Jahr erreichen muss, damit eine qualitätssichernde Routine bei den Ärzteteams mit ausreichender Wahrscheinlichkeit angenommen werden kann. Ist diese nicht erfüllt, dürfen Krankenhäuser solche Operationen nicht mehr durchführen. Zu folgenden acht Leistungen hat der G-BA bereits Mindestmengen festgelegt:
Verbindliche Mindestmengen bei folgenden Operationen:
- Lebertransplantation (inkl. Teilleber-Lebendspende)
- Nierentransplantation (inkl. Lebendspende)
- komplexe Eingriffe an der Speiseröhre
- komplexe Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse
- Stammzelltransplantation
- Kniegelenk-Totalendoprothesen (Knie-TEP)
- Eingriffe an den Herzkranzgefäßem
- Versorgung von Früh- und Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht von unter 1250 Gramm.
Die Deutsche Krebsgesellschaft fordert solche Mindestfallzahlen im Rahmen ihres Zertifizierungssystems auch für Brustzentren. So werden mindestens 100 Primärfälle pro Zentrum und 50 Brustkrebs-Operationen pro Operateur und Jahr als Nachweis verlangt, um sich als Brustzentrum zertifizieren lassen zu können. 2018 ließen sich 280 Standorte als Brustzentrum zertifizieren, in denen 55.715 Primärfälle behandelt wurden. In der Vergangenheit wurde immer wieder eine "Gelegenheitschirurgie" auch bei Brustkrebs angeprangert, so zuletzt im "Qualitätsmonitor 2019", einer gemeinsamen Publikation des Vereins Gesundheitsstadt Berlin, des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) und der Initiative Qualitätsmedizin (IQM).
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